Substantiviertes Verb = groß
Das Glitzern rund um das Geschriebene kann nur vom Fehler ablenken, ihn jedoch nicht überdecken. Für Sie schiebe ich den Glitzer beiseite und schaue mir das Schild genauer an:
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Dort steht „zum mitnehmen“ – sicherlich ist Ihnen dieser Fehler auch schon aufgefallen. Das Wort „mitnehmen“ muss hier großgeschrieben werden. Doch warum, mitnehmen ist ein Verb und Verben werden kleingeschrieben, oder?
Die Begleitung macht den Unterschied
Die Kleinschreibung gilt nicht, wenn das Verb als substantiviertes Verb auftritt. Ein Substantiv (auch Nomen, Hauptwort) wird immer großgeschrieben. Üblicherweise wird es von einem Artikel begleitet, zum Beispiel: die Website, das Verb.
Wird ein Verb wie ein Nomen verwendet, spricht man von einem substantivierten Verb. Auch diese Konstruktion erkennt man am begleitenden Artikel. Dafür sehen wir uns noch einmal das Schild an, dort steht „zum“. Dazu muss man wissen:
– Das Wort „zum“ setzt sich zusammen aus den Wörtern „zu“ und „dem“.
– Der deklinierte (auch gebeugte) Artikel „dem“ verwandelt das Verb in ein substantiviertes Verb.
– Deshalb wird das Verb in diesem Fall großgeschrieben.
Auf dem Schild müsste daher stehen:
Alle Gerichte auch zum Mitnehmen.
Klar substantiviert ist ein Verb, wenn es seinen Artikel offensichtlich bei sich hat:
Das Mitnehmen aller Gerichte ist möglich.
Gilt auch für „beim“ oder „durchs“
Denn auch in diesen Wörtern hat sich ein Artikel versteckt, sodass das folgende Verb großgeschrieben werden muss:
Sie erwischte ihn beim Lesen. (beim = bei dem)
Durchs Lesen wurde sie klüger. (durchs = durch das)
Tipp: Wenn Sie sich unsicher sind, ob ein Verb substantiviert ist, prüfen Sie, ob man einen Artikel davor setzen könnte oder ob sich ein Artikel versteckt hat. Ist das so, wird das Verb in der Regel großgeschrieben.
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Sehr geehrte Frau Görsch.
vielleicht könnten Sie ein paar aufklärende Worte zur Großschreibung von z. B. dein Gekochtes schmeckt nicht oder bring mit dein Geschriebenes . Ge… bewirkt die Großschreibung?
fragt Baumbach
Guten Morgen, Herr Baumbach,
das Wort gekochtes allein ist nicht für die Großschreibung verantwortlich. Denken Sie an gekochtes Gemüse. Hier steht das Partizip gekochtes als Adjektiv (Wie ist das Gemüse? Es ist gekocht.).
In Ihrem Beispiel wird gekochtes als Substantiv benutzt. Das können Sie erkennen, wenn Sie dein durch einen Artikel ersetzen: das Gekochte schmeckt nicht. Daher ist die Großschreibung richtig: dein Gekochtes schmeckt nicht. Ich hoffe, das hilft Ihnen.
Gruß – Andrea Görsch
Hallo Frau Görsch,
erst einmal vielen Dank für Ihre Seite hier mit all den wertvollen Tipps !
Wir hier – vier Leute, darunter Lehrer und andere Beamte ^^ – rätseln gerade, ob „redigieren“ in folgendem Falle einer Auflistung von Stichpunkten
nun klein o. groß geschrieben wird:
„• Gestalten und redigieren von Präsentationen“
Und wie es sich verhält mit
„• Umsetzen und pflegen (Pflegen?) der Webseiten“ .
Wir würden uns sehr über die Auflösung durch Ihre Hilfe freuen. Wir bedanken uns vorab und senden liebe Grüße in Ihren Wortladen!
Guten Tag,
es freut mich, dass Ihnen meine Website gefällt. Schauen Sie einmal hierhin: https://www.wortladen.com/substantivierter-infinitiv/ Das ist ein ähnlicher Fall, daher meine ich, dass beides korrekt ist. Wichtig finde ich als Werbelektorin, dass es einheitlich ist. Zudem würde ich nachfragen, ob Webseiten oder Websites gemeint sind. Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.
Gruß – Andrea Görsch
Vielen lieben Dank
für die schnelle Antwort und die zugehörige Erklärung!
Und auch für den ,Bonus-Hinweis‘ – theoretisch wäre auch Webseiten richtig , aber Websites ist sinnvoller (ich hätte das total übersehen, also auch hierfür vielen Dank, toll!)
Guten Tag Frau Görsch,
könnten Sie mir bitte bei einem Diskussionsthema eines Kollegen und mir helfen?
Wir sind uns beide nicht sicher, ob man in einem Satz wie „das kleine Auto steht in der Garage, das große steht draußen in der Einfahrt“, das Wort „große“ klein oder groß schreibt. Ich bin der Meinung es wird klein geschrieben, da es sich auf das Auto im ersten Teil des Satzes bezieht.
Vielen Dank im Voraus!
Mit freundlichen Grüßen
Patrick Schneider
So ist es, Herr Schneider. Der Bezug zum Auto ist deutlich erkennbar, deshalb schreibt man das Wort „große“ in diesem Fall klein. Hoffe, Sie haben nun mindestens einen Kaffee gewonnen. :-)
Sehr geehrte Frau Görsch,
wie sieht es bei folgender Satzkonstruktion aus? Beim Geburtstag feiern ODER beim Geburtstag Feiern? Beim Wein trinken ODER beim Wein Trinken? Ich denke Sie haben mein Problem verstanden.
Vielen Dank im Voraus!
Mfg,
Julia Ehring.
Guten Morgen, Frau Ehring,
es muss lauten beim Geburtstagsfeiern, beim Weintrinken.
Gruß – Andrea Görsch
Sehr geehrte Frau Görsch,
kürzlich las ich den Satz „Sie stört mich mit lachen.“.
Müsste „lachen“ nicht großgeschrieben werden? Oder fehlt auch das Wort „ihrem“? Oder passt das Wort „mit“ nicht und es müsste „durch ihr…“ heißen?
Irgendwie hört sich der Satz für mich nicht korrekt an. Oder stimmt er vielleicht doch?!?
Was meinen Sie?
Freundliche Grüße
Juliane
Hallo, Juliane,
ja, dieser Satz ist verbesserungsfähig. Kurz und knapp: Ihr Lachen stört mich. Und Sie haben recht, das/ihr Lachen ist substantiviert und daher großzuschreiben. Bliebe man beim Ursprungssatz, könnte man verbessern: Sie stört mich durch ihr Lachen. Tipp: Wenn ich wegen der Präposition unsicher bin (hier: mit oder durch), schaue ich bei Duden.de unter dem entsprechendem Wort nach.
Ich hoffe, das hilft.
Gruß – Andrea
Also ist der ursprüngliche Satz nicht korrekt, richtig? Wäre er richtig, wenn man lediglich lachen groß schreibt oder würde er grammatikalisch selbst dann nicht stimmen?
Genau, der Satz wäre auch dann nicht korrekt, wenn lachen großgeschrieben wäre.
Ich hätte intuitiv in Ihrem Beispiel auch Mitnehmen groß geschrieben, aber die Erklärung dass „zum“ sich usammensetzt durch zu und dem – also das bringt mich jetzt durcheinander, weil sich das so komisch anhört… und nun bin ich auch unsicher, weil ich schreiben will: „zum Mitnehmen und weiter verschenken“. Nicht als ganzer Satz sondern nur als Stichworte auf einen Postkartenhalter. ich müsste jetzt aber korrekt schreiben: zum Mitnehmen und weiter Verschenken
oder? aber das sieht irgendwie falsch aus…
Zum Mitnehmen und Weiterverschenken
Ich komm durcheinander ist mitnehmen jetzt ein Verb oder ein Nomen
Das Wort mitnehmen ist ein Verb. Was TUE ich? Mitnehmen. Hier jedoch wird es als Substantiv gebraucht. Das lässt sich an dem versteckten Artikel in zum erkennen: zu dem Mitnehmen. Und weil mitnehmen hier substantivisch gebraucht wird, schreibt man das Verb mitnehmen in diesem Fall groß: zum Mitnehmen. Nun alles klar?
Hallo Frau Görsch, ich lese einen Text Korrektur in dem jemand folgende zwei Sätze geschrieben hat (ich möchte sie maximal wenig verändern):
2020 war das Jahr des ausprobieren und des flexibel reagieren. Das Jahr des entspannen, kurzerhand umschmeißen, von langer Hand planen oder auch schnell auf die Situation reagieren.
Gehört hinter das Verb hinter dem Wörtchen „des“ nicht ein „s“ und muss das Wort dann nicht groß geschrieben werden?
Hallo, Frau Gentzel,
genau, mit s und groß. Ich würde hier und auch im nächsten Satz etwas umstellen:
… das Jahr des Ausprobierens und des flexiblen Reagierens. Im Jahr 2020 wurde entspannt, kurzerhand umgeschmissen, von langer Hand geplant oder auch schnell auf die Situation reagiert.
Wenn eine Ansprache geht, wäre das im zweiten Satz auch schön. Sie haben / Du hast im Jahr 2020 entspannt …
Hilft das?
Gruß – Andrea Görsch
Bitte um Hilfe
zum selber berechnen oder zum selber Berechnen
vielen lieben Dank
Zum Selberberechnen, was umgangssprachlich ist, man könnte auch zum Selbstberechnen schreiben.
Schauen können Sie im Duden unter selber.
Umgehen können Sie dieses kleine Wortungeheuer, wenn Sie eine persönliche Anrede daraus machen: berechnen Sie es selbst.
Ich hoffe, das hilft.
Guten Tag Frau Görsch,
könnten Sie bitte die Bedeutung und den Unterschied zwischen „die Entscheidung“ und „das Entscheiden“, „die Entwicklung“ und „das Entwickeln“ etc. erklären, in welchem Kontext diese Nomen angewendet werden? Danke im Voraus.
Für schönes Schreiben sollte man die sogenannten ung-, -heit- und -keit-Wörter meiden. Doch substantivierte Verben sind auch nicht gerade fluffig … Das aus stilistischer Sicht. Inhaltlich besteht vielleicht ein kleiner Bedeutungsunterschied: Die Entscheidung kommt etwas passiver daher als das Entscheiden, was sich aus dem Charakter des Verbs ableiten lassen könnte. Aber pauschal und ohne Kontext kann ich dazu nichts sagen.