Anrede im Brief und in E-Mails
Dass ich über die Anrede im Brief und in E-Mails nachdenke, liegt an einem Newsletter. Ich zeige Ihnen gleich das Bild dazu. Doch zuvor erfahren Sie, was Sie in diesem Beitrag erwartet: sehr viel rund um die korrekte Anrede im Brief oder in E-Mails. Plus: Wie Sie eine Anrede formulieren können, wenn Sie das Geschlecht Ihres Gegenübers nicht kennen. Viel Input? Stimmt, vielleicht holen Sie sich eine Tasse Tee.
Guten Tag Görsch,
Das ist der Screenshot, den ich Ihnen zeigen möchte:
Die gute Nachricht: Es ist nicht die schlechteste Anrede. Ich weiß, dass ich gemeint sein könnte, sie steckt mich nicht in die falsche Geschlechtsschublade und einen guten Tag zu wünschen, ist nie verkehrt. Doch da ist noch Luft nach oben, um auch direkt das Phrasenschwein zu füttern. 😊
Anrede im Brief oder in einer E-Mail
Korrekt wäre folgende Anrede gewesen:
Guten Tag, Frau Görsch,
geht’s Ihnen gut?
In Deutschland geht es nach dieser Anrede mit einem Komma klein weiter, wenn das Wort an sich kleingeschrieben wird. Achtung: Nicht immer weiß die Autokorrektur das. Falls Sie nach Schweizer Regeln schreiben, entfällt das Komma, es geht dann groß weiter:
Guten Tag, Frau Görsch
Geht’s Ihnen gut?
Manchmal sieht man auch ein Ausrufezeichen nach dem Namen:
Guten Tag, Frau Görsch!
Gehts Ihnen gut?
Das ist möglich, ich rate jedoch davon ab. Denn das Ausrufezeichen kommt naturgemäß etwas aufgeregt daher, es ist ja auch ein AusRUFEzeichen. Ich empfehle die Schreibweise mit einem Komma und anschließender Leerzeile. Das Komma nach „Guten Tag“ muss übrigens gesetzt werden. Das gilt auch für andere Anreden, die aus zwei Wörtern bestehen: „Guten Morgen, Frau Görsch“.
Wenn es etwas vertrauter wird und Sie die Anrede mit „Hallo“, „Hi“ oder „Hey“ verwenden, müssen Sie das Komma nicht setzen. Laut Duden können Sie bei einer Anrede, die aus einem Wort besteht, auf das Komma verzichten. Ich empfehle dennoch, ein Komma zu setzen:
Hallo, Andrea,
Hi, Andrea,
Wobei ich die Wörter „Hi“ oder „Hey“ in der schriftlichen Anrede nicht empfehle! (Ja, das Ausrufezeichen habe ich bewusst gesetzt; ja, nennen Sie mich ruhig altmodisch.)
Jenseits von Damen und Herren
Die Anrede mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ empfinde ich als überholt, ebenso ergeht mir das mit folgender Anrede: „Sehr verehrte Frau Görsch“. Mir sind diese Anreden lieber:
Guten Morgen, Andrea,
Guten Tag, Frau Görsch,
Hallo, Andrea,
Liebe Frau Görsch,
Die „Guten Tag“-Anrede nutze ich oft, die Anrede mit „Guten Abend“ hingegen nicht. Meinem Empfinden nach impliziert sie, dass abends gearbeitet wird, es könnte drängelnd wirken.
Auf ein herzhaftes „Moin“ greife ich als Zugezogene nur zurück, wenn ich es mit einem ausgewiesenen Nordlicht zu tun habe. Andere regionale Ansprachen nutze ich nicht, weil sie für mich nicht authentisch sind. Ich freue mich aber über ein fröhliches „Servus“ aus dem Süden. Es spricht nichts gegen etwas Lokalkolorit in der Anrede.
Bei der Anrede mit „Liebe oder Lieber“ mache ich im geschäftlichen Kontext vor dem ersten Schreiben gedanklich den Kneipentest. Würde ich mit ihm oder ihr in einer Kneipe ein Getränk zu mir nehmen wollen? Wenn ja, dann nutze ich auch diese Anrede. Sie schreibt sich wie in der Aufzählung oben ohne Komma vor dem Namen.
Wie sieht es mit der Originalität aus? Bei der Anrede mache ich – anders als bei der abschließenden Grußformel – wenig Experimente. Ein „Guten Morgen nach München“ kommt mir nicht aus der Tastatur (zumal in Zeiten des mobilen Arbeitens ich nicht immer weiß – und auch nicht wissen muss –, wo sich meine Ansprechperson gerade befindet). Mir ist es wichtig, korrekt anzusprechen, wenn möglich mit Namen. Apropos korrekt ansprechen: Ich korrespondiere selten nie mit Adligen oder Minister*innen. Deshalb verlinke ich Ihnen einen Beitrag, der sich mit der formellen Anrede befasst.
Jenseits des Geschlechts
Bei mir unbekannten Vornamen recherchiere ich, ob der Vorname zu einer weiblichen oder einer männlichen Person gehört. Das lässt sich meist schnell herausfinden. Falls dies nicht möglich ist, schreibe ich je nach Grad der Bekanntheit mit oder ohne kompletten Namen:
Guten Tag,
Guten Tag, Kim Schulz,
Wenn Sie länger mit jemandem zusammenarbeiten, werden Sie erfahren, wie die- oder derjenige angesprochen werden möchte. Falls Sie unsicher sind, fragen Sie bei einer geeigneten Gelegenheit nach – besser früher als später. Vielleicht greifen Sie dafür zum Telefon.
Wenn ich weiß, dass eine Person sich nicht als männlich oder weiblich definiert, nutze ich meist auch die Anrede mit einem schlichten „Guten Tag“. Aus Respekt und Höflichkeit versuche ich alle Menschen so anzusprechen, wie sie es sich wünschen.
Wenn Sie einen größeren Personenkreis ansprechen, können Sie auch hier einfach Rücksicht auf Menschen nehmen, die sich nicht als weiblich oder männlich definieren. Vermeiden Sie die Anrede mit den „Damen und Herren“ und nutzen Sie stattdessen geschlechtsneutrale Anreden:
Hallo, in die Runde,
Liebe Kolleg*innen,
Liebe Mitarbeitende,
Liebes Team,
Der Genderstern steht nicht im Duden, wenn Sie ganz korrekt schreiben möchten, können Sie ihn nicht verwenden. Andererseits wird er immer häufiger verwendet und etabliert sich gerade als Zeichen dafür, dass alle Geschlechter inkludiert sind.
Anredepronomen: Groß- oder Kleinschreibung
Als Werbelektorin weiß ich, dass die Groß- und Kleinschreibung der Anredepronomen problematisch sein kann. Dieses Thema streift die Anrede nur, ich nehme sie dennoch auf:
Bei der Höflichkeitsanrede mit Sie, Ihr, Ihnen werden diese Wörter in der Anrede immer großgeschrieben.
Guten Tag, Frau Görsch,
vielen Dank für Ihre E-Mail, in der Sie mir den Auftrag bestätigten. Gern bestätige ich Ihnen das gewünschte Lieferdatum.
Die Irritation entsteht, wenn man Anredepronomen mit Personalpronomen verwechselt: Sie ziehen ihre Schuhe aus. Machen Sie die Probe: Wenn diese Wörter als Anrede fungieren, schreiben sie sich groß.
Anders ist es, wenn geduzt wird. Hier sind Sie auf der sicheren Seite, wenn Sie Wörter wie du, dir, dein, dich, ihr, euch, eure kleinschreiben. Dies gilt vor allem dann, wenn Sie die angesprochene Person nicht kennen. Besonders in der Werbung sehe ich immer wieder ein großgeschriebenes Du. Das ist nicht korrekt. Großgeschrieben werden diese Wörter nur in Briefen, E-Mails oder Nachrichten, wenn Sie eine bestimmte und Ihnen bekannte Person direkt ansprechen.
Lieber Uli,
danke für Deine E-Mail. Schön, dass Du Dich über meine Texte freust.
Korrekt ist auch:
Lieber Uli,
danke für deine E-Mail. Schön, dass du dich über meine Texte freust.
Merken können Sie sich: Die Kleinschreibung von du, dir, dein, dich, ihr, euch, eure in der Anrede ist immer korrekt. Sie können diese Wörter in der direkten Anrede bei Ihnen bekannten Menschen großschreiben.
Haben Sie noch mehr Fragen zur Anrede im Brief oder in E-Mails? Ab damit in den Kommentar.
Sehr hilfreiche Tipps! vielen Dank dafür! …
Sehr gern!
Liebe Andrea, ein sehr schöner und ausführlicher Artikel. Wahrscheinlich werde ich noch öfter reinschauen, wenn ich mir mal wieder unsicher bin bei einer Anrede.
Komm gern vorbei, liebe Katrin, für dich steht immer ein Tässchen Tee, Kaffee, Glas Wasser bereit! :-)