„Fluffig schreiben mit Andrea“
Meine geschätzte Kollegin Susanne hat sich einen Workshop „Fluffig schreiben mit Andrea“ gewünscht. SEO-mäßig ist das eine Katastrophe. Aber ich mag die Idee, ich mag den Titel. Lies diesen Beitrag halt nicht, Google – herzlich willkommen, echte Menschen!
Wie geht „fluffig schreiben“?
Als Susanne diese Idee aufbrachte, konzipierte ich im Geist bereits einen Workshop. Ich malte mir aus, wie die Teilnehmenden lernen können, locker und leicht zu schreiben. Welche Grundlagen muss ich ihnen beibringen, damit aus ihren Texten die Leichtigkeit sprüht, gern mit einem kleinen Augenzwinkern?
Wie schafft man es, kurzweilige Texte zu schreiben? Das brachte mich auf den Gedanken, dem Workshop „Fluffig schreiben“ einen Blogbeitrag voranzustellen.*
Schritt 1: Konzept
Ohne Konzept schreibe ich noch nicht einmal einen Einkaufszettel. Ich sortiere bereits beim Schreiben: Äpfel und Bananen stehen zusammen, Gemüse schreibe ich dazu. Ich lasse etwas Platz, bevor ich Nudeln aufschreibe. Sie verstehen das Prinzip: Ich überlege, was ich einkaufen schreiben möchte. Ich sammle Material, sortiere Argumente und erstelle ein Konzept.
Dieser Schritt erfordert Struktur.
Schritt 2: Idee
Für einen fluffigen Text brauchen Sie einen Witz, eine Leichtigkeit. Beim letzten digitalen niedersachsenweiten VFLL-Stammtisch sprachen wir über die Veranstaltungen fürs nächste Jahr. Spontan wünschte ich mir ein Psychoding. Das sorgte natürlich für einen Lacher.
Zwei Tage später fragte mich eine Kollegin aus dem VFLL-Fortbildungsteam, ob ich einen Beitrag für dessen Rundbrief schreiben könne. Thema: Jahresplanung. Natürlich, und natürlich wob ich das Psychoding darin ein, um den Lacher aufzunehmen. Das ist ein Beispiel.
Sie können auch ganz andere Ideen aufgreifen. Wichtig dabei: Werden Sie mutig, spielen Sie mit Sprache, nutzen Sie abwegige Wörter, setzen Sie Wörter in ein neues Umfeld, kreieren Sie neue Wörter. Aber übertreiben Sie es nicht. Eine pfiffige und gut ausgearbeitete Idee, die sich durch den Text zieht, ist besser als sieben lose über den Text verstreute. Zu viele Wortschöpfungen wirken bemüht.
Für diesen Schritt brauchen Sie etwas Mut und Kreativität.
Schritt 3: Handwerk
Mit Konzept und Idee schreiben Sie los. Keine Sorge, (noch) ist nichts in Stein gemeißelt. Sie können immer noch umstellen oder erweitern. Wenn sich in meinem Kopf ein Thema festsetzt, brodelt es darin. Das ist nicht immer spaßig, ich sag’s Ihnen. Mit brodelndem Kopf las ich bei meiner Bank: „Wir brauchen einen aussagekräftigen Nachweis über die Herkunft des Geldes.“
Dieser Satz kann natürlich nie fluffig sein. Nachweis, Herkunft, Geld: Versammeln Sie möglichst wenig Substantive in einem Satz. „Wir müssen wissen, woher Sie das Geld haben.“ Oder singend: „Sag uns, woher die Kohle ist.“ Noch nicht optimal, Sie müssen singend das „woher“ vernuscheln.
Lassen Sie sich „aussagekräftig“ auf der Zunge zergehen. Fünf Silben, zusammengesetzt, dann noch ein Adjektiv: Geizen Sie mit Adjektiven und achten Sie auf Wortlängen. Für viele Texte kann „aussagekräftig“ ein passendes Wort sein. Für fluffige nicht. Verwenden Sie kürzere Wörter.
Greifen Sie bei den Verben ins Volle. Machen Sie aus „Leistung erbringen“ mindestens ein „leisten“. Damit sind Sie schon einmal beim Verb. Doch da geht noch etwas: „schaffen“, „malochen“, „werkeln“ … Je konkreter, desto besser. Das gilt für Wörter, das gilt für Gedanken.
Kommen wir zur Satzebene: Verwenden Sie nicht nur kürzere Wörter, sondern auch kürzere Sätze. Schauen Sie, ob Sie unter fünfzehn Wörtern bleiben können. Ich weiß, was Sie jetzt fragen wollen. Nein, lautet die Antwort, natürlich nicht. Wechseln Sie ab. Oder essen Sie jeden Tag Kartoffelbrei? Schreiben Sie mal einen kurzen, mal einen langen Satz, einen kurzen, einen kurzen, einen langen …
Wenn Ihr Text (scheinbar) fertig ist, prüfen Sie ihn Wort für Wort. Sie werden Füllwörter und Floskeln finden. Streichen Sie diese.
Für diesen Schritt brauchen Sie Geduld.
Schritt 4: Fleiß
Dieses Überarbeiten wiederholen Sie am nächsten Tag. Vielleicht noch einmal und noch einmal … Wenn Sie möchten, beherzigen Sie meine „11 Tipps für die Textbearbeitung“.
Für diesen Schritt brauchen Sie Disziplin.
Texte mit dem Fluffigkeitsfaktor
Meine Texte sollen sich leicht lesen lassen, das ist mein Anspruch. Deswegen strebe ich einen hohen Fluffigkeitsfaktor an. Wichtig ist mir auch, dass meine Texte einen Mehrwert haben. Im Idealfall sind Sie nach dem Lesen meiner Texte schlauer. Lächelnd schlauer.
Wie ist das jetzt mit dem Workshop „Fluffig schreiben mit Andrea“? Einfach bei mir melden. Ab sechs Teilnehmenden biete ich ihn an, versprochen!
* Das ist (m)ein Weg, viele Wege führen zur Fluffigkeit.
Lieber heute als morgen bin ich dabei, liebe Andrea! Als Wissenschaftslektorin bin ich weiß Gott keine Fluffigschreiberin, würde es aber trotzdem gerne besser können. Ich weiß, dass ich bei dir noch eine Menge lernen kann!
Danke, liebe Susanne, zückt die Liste. :-)