Wann schreibt man Adjektive groß?
Adjektive oder Wie-Wörter, so habe ich das einmal gelernt, schreibt man grundsätzlich klein:
Sie hat einen schönen Beruf.
Wie-Wörter heißen sie, weil man mit diesem Fragewort nach ihnen fragt: Wie ist der Beruf? Antwort: schön. Damit ist das Adjektiv bekannt, es schreibt sich im Beispielsatz klein. So weit, so einfach.
Häufig gemachte Fehler
Wenn ich die Website meiner Bank aufrufen möchte, denke ich immer, dass es wohl doch nicht so einfach ist. Dort spazieren die Adjektive groß daher:
![Auf dem Bild ist ein Wie-Wort zu sehen, das großgeschrieben ist, obwohl es klein gehört. Denn Adjektive groß ist meist nicht korrekt.](https://www.wortladen.com/wp-content/uploads/2017/05/Adjektiv-1.jpg)
Zweimal sicher, schreiben sich diese Adjektive groß? (Screenshot: Andrea Görsch)
Wie ist der Browser? Antwort: sicher. Dieses Wort ist damit eindeutig ein Adjektiv, das sich kleinschreibt: Die Website wurde im sicheren Browser geöffnet.
Ein weiteres Beispiel für die falsche Großschreibung ist besonders häufig am Jahresende zu sehen: Die Adjektive in der Grußformel „frohes neues Jahr“ schreiben sich ebenso klein* wie das Adjektiv beim „Tag der offenen Tür“ – ebenfalls ein häufig gemachter Fehler.
Doch es gibt Ausnahmen, denn in einigen Fällen schreibt sich ein Adjektiv groß. Wann, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Substantiviertes Adjektiv schreibt sich groß
Adjektive können substantiviert werden. Das bedeutet, dass sie als Substantiv (Nomen, Hauptwort) eingesetzt werden. Das Erkennungszeichen dafür ist ein Artikel vor dem Adjektiv:
Das Schöne an ihrem Beruf ist die Vielfalt.
Das Adjektiv schön hat einen Artikel bekommen und wird hier als Substantiv genutzt. Es schreibt sich deshalb groß.
Eigenname, Titel, Fachsprache = Adjektiv groß
Weitere Ausnahmen, bei denen ein Adjektiv großgeschrieben wird, sind Eigennamen, Titel und Ausdrücke in der Fachsprache. Hier sind einige Erläuterungen und Beispiele für Sie.
Großschreibung bei Eigennamen und Namen
Es stellt sich zunächst die Frage: Was ist ein Eigenname? Dafür gibt es mehrere Definitionen, eine davon ist:
- a) Ein Eigenname liegt vor, wenn es das Ereignis oder die bestimmte Sache nur einmal gibt. Wenn darin ein Adjektiv vorkommt, wird es großgeschrieben. Beispiele dafür sind:
Heiliger Abend, der Große Bär, Schwarzes Meer, Weißer Sonntag
- b) Ein Eigenname kann auch ein idiomatischer Ausdruck Das bedeutet: Aus einer Kombination von Wörtern ergibt sich eine neue Bedeutung jenseits der verwendeten Wörter. Beispiele dafür sind:
Schwarzes Brett, Rote Karte, Weißer Tod
Leider ist der Duden bei dieser Regel nicht konsequent. Oft wird die Großschreibung bei den idiomatischen Wendungen empfohlen, meist ist die Kleinschreibung jedoch auch erlaubt. Das gilt beispielsweise für die Rote Karte.
- c) Grundsätzlich schreibt man bei mehrteiligen Namen die dazugehörigen Adjektive groß. Beispiele dafür sind:
die Ewige Stadt, Gasthaus zum Blauen Reiter, Institut für Deutsche Sprache
- d) Merken kann man sich auch, dass Bestandteile von geografischen Namen großgeschrieben werden. Beispiele dafür sind:
Schwarzes Meer, Schwäbische Alb
Großschreibung bei Titeln
Auch wenn es sich bei Titeln, Amtsbezeichnungen oder Namen (und namenähnlichen Begriffen) in der Regel nicht um Eigennamen handelt, werden sie doch großgeschrieben. Beispiele dafür sind:
Erste Vorsitzende, Erste Liga, Erste Geigerin
Großschreibung in der Fachsprache
Großgeschrieben werden schließlich auch fachsprachliche Ausdrücke. Beispiele dafür sind:
Fleißiges Lieschen, Rote Bete
Fazit: In der Regel schreiben sich Adjektive klein. In einigen Fügungen werden sie jedoch großgeschrieben. Das Schöne ist: Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie den entsprechenden Begriff einfach im Duden nachschlagen.
*Sprache wandelt sich. Deshalb möchte ich auf eine Neuerung hinweisen: Seit Juni 2017 dürfen die Adjektive beim Neujahrswunsch großgeschrieben werden: Schönes Neues Jahr.
Ich gehe stark davon aus, dass es sich bei „Sicherer Browser“ auch um einen Eigennamen des entsprechenden Sicherheitssoftwareunternehmens handelt. Und daher ist es nicht falsch.
Ja, so könnte man argumentieren, um die Großschreibung des Adjektivs zu rechtfertigen. Die Definition im Duden (im Band 9, Stichwort Eigennamen) ist allerdings enger gefasst. Daher bleibe ich bei meiner Meinung, dieses Adjektiv hier sollte kleingeschrieben werden.
Hallo, nein die Grossschreibung ist korrekt, da es sich um einen Begriff handelt – ein Produkt. Der sichere Browser hat ein SSL Zertifikat hinterlegt, welcher das sichere Surfen ermöglicht. Vergleichbar mit Schweizer Küche oder Deutsche Bahn.
Die Schweizer Küche schreibt sich groß, weil geografische Namen auf -er immer großgeschrieben werden (Duden 9, geografische Namen). Die deutsche Küche schreibt sich klein. Die Deutsche Bahn hingegen ist ein Eigenname. Beim sicheren Browser sehe ich das nach wie vor nicht. Die Firma, die ich benutze, schreibt: xy-Funktion „Sicherer Browser“. Das könnte ich mir als Kompromiss vorstellen. Zur Sicherheit rief ich gerade die Duden-Sprachberatung an, auch hier wird zur Kleinschreibung geraten.
Sicherer Browser wäre erst dann ein Produkt/Eigenname und damit groß zu schreiben, wenn es ein tatsächlich eigenständiger Browser wäre – vergleichbar und parallel zum Internet Explorer/Firefox/Chrome.
Hallo,
wie macht man es bei einem Restaurantbesuch? Geht man italienisch oder Italienisch essen? ;)
Das ist ein klarer Fall der Adjektiv-Frage: „Wie gehe ich essen?“ Antwort: italienisch. Kein Eigenname, daher klein. Für weitere Ausführungen verweise ich auf die Duden-Seite:https://www.duden.de/rechtschreibung/italienisch
Danke für die Antwort!
Wenn ich aber nun frage:
„Worauf hast du Lust? Italienisch, griechisch oder asiatisch?“
Schreibe ich die Adjektive (sofern nicht am Satzanfang) dann auch klein?
Spontan: Klein, weil es verkürzt ist, eigentlich hieße es italienisch, griechisch oder asiatisch „essen gehen“. Würde ich es definitiv wissen müssen, riefe ich sicherheitshalber die Duden-Hotline an.
Hallo Andrea! Danke für Ihren Beitrag.
Zur Sicherheit:
Dieses Stufenmodell verdeutlicht, dass Entwicklung nicht immer „Entwicklung zu was grösserem, besserem, weiterführendem“ bedeutet, sondern, dass auch Abbau Entwicklung ist.
„grösserem, besserem, weiterführendem“ sind Substantive und gross zu schreiben, oder nicht?
liebe grüsse
Genau, Größerem, Besserem, Weiterführendem sind substantivierte Adjektive, die hier großgeschrieben werden (nachzulesen auch im Duden 9, Stichwort etwas, zweiter Teil). Noch ein Hinweis: Größerem schreibt sich nur in der Schweiz mit Doppel-s.
Der Spruch wenn der rote leer ist, trinken wir halt den weißen – bezieht sich auf den Wein. Ich bin für klein schreiben, – es sind ja Adjektive. Aber, beim Wein sagt man ja schon auch der Rote – und meint den Rotwein – also wird es auch als Substantiv verwendet! Ich bin gespannt auf Ihre Antwort!!!
Da hier im Umfeld sicher einmal das Wort „Wein“ gefallen ist, werden die Adjektive tatsächlich als Adjektive behandelt und kleingeschrieben. Der Satz davor lautet vielleicht: Guten Wein habt ihr hier. Genau, und wenn der rote (mitgedacht: Wein) leer ist, trinken wir halt den weißen.
Hi,
wie sieht es denn bei zusammengesetzten Adjektiven aus, bei denen der erste Teil aus einem Substantiv
besteht ? Beispiel: verfahrenstechnisch oder Verfahrenstechnisch.
Ich meine : klein, da reguläres Adjektiv (Wie-Frage). Was meint ihr denn ?
Ich beobachte, dass viele Leute diese Adjektive – fälschlich, wie ich meine – groß schreiben.
Das passiert ebenfalls schon bei langen Adjektiven ohne Substantiv-Komponente.
VG
Thomas
Genau, verfahrenstechnisch schreibt sich klein. Die Unsicherheit wird meist ausgelöst, weil der erste Bestandteil ein Substantiv ist. Verbindet sich dieses jedoch mit einem Adjektiv, schreibt man alles zusammen und klein. Eine Ausnahme sind Abkürzungen: EU-konform ist so korrekt geschrieben.
Wie EU-konform vermutlich auch BPA-frei, VA-intern usw.?
Genau so ist das richtig: Die Abkürzungen werden mit einem Bindestrich dem Adjektiv vorangestellt. EU-konform, TÜV-geprüft etc.
Wie sieht es aus bei:
Unser virtueller 360° Rundgang …..
Mein Mann meint, virtuell groß schreiben, da man es werbetechnisch hervorheben möchte. Ich bin jedoch für klein schreiben, da Adjektiv.
Bin gespannt auf Ihre Antwort – DANKE
Virtuell ist ein astreines Adjektiv und schreibt sich klein. Möchte man es werblich hervorheben, dann würde ich das mit anderen Mittel tun: fetten, andere Farbe … Und der 360°-Rundgang ist ein Begriff und schreibt sich deshalb mit Bindestrich.
Hallo Schreiberine,
wir sind über einen Fall analog zu „Blau ist das neue Schwarz“ gestolpert.
Im obigen Beispiel werden beide Adjektive substantiviert gebraucht und daher groß geschrieben.
Wie sieht es aber aus mit „bequem ist das neue schick“ oder „Bequem ist das neue Schick“?
Werden auch hier beide Adjektive substantiviert?
Und heißt es dann „das Schick“ oder gar „der Schick“?
Vielen Dank für Ihre Hilfe!
Sie sagen es bereits: „analog zu“ … Ich würde ohne den Kontext zu kennen ebenfalls die Großschreibung vorziehen: Bequem ist das neue Schick. Wäre das jedoch ein Auftrag, würde ich sicherheitshalber die Dudenhotline anrufen.
Gerade sehe ich, dass Sie noch nach dem Artikel fragten: der oder das Schick. Der Schick existiert, wahrscheinlich ist hier aber wortspielig das Schick gemeint. Aber ohne Kontext ist das schwer zu entscheiden.
hallo! Danke für den tollen Artikel. Ich habe immer ein Problem bei solchen Formulierungen:
„Ich brauche es zum satt werden.“
oder
„Sattwerden“? Oder „satt Werden“?
Aufgrund des „zum“ vermute ich, dass eine Art Substantiv folgt, denn ich würde ja auch sagen:
„Ich brauche es zum Lesen“.
Danke für die Hilfe!
Liebe Grüße
Birgit
Genau, das ist eine substantiviert Form. Zum ist eine Zusammensetzung und steht ausgeschrieben für zu dem. Daher schreibt es sich so: zum Sattwerden.
„Ich bauche es zum Sattwerden“ mag korrekt sein. Der Frage und der Nominalisierungswut überhaupt ließe sich aber elegant mit „Ich brauche es, um satt zu werden“ ausweichen.
Zum Sattwerden IST korrekt. :-) Und ja, es gibt auch andere Möglichkeiten. Die (etwas umständliche und deutlich längere) Um-zu-Konstruktion ist eine davon.
Ja, die Infinitivgruppe verlängert den Satz um eine ganze Silbe, das ist wahr. M. E. lohnt sich dieser Umstand, um das Zusammenbacken eines Adjektivs mit einem nominalisierten Verb zu vermeiden.
Oder auch: M. E. lohnt sich dieser Umstand zur Adjektiv-mit-nominalisiertem-Verb-Zusammenbackungsvermeidung.
Okay, es ist nicht viel, 29 zu 34 Zeichen, aber manchmal macht das den Unterschied. :-)
hallo Schreiberine,
vielen Dank für die schnelle Antwort :-)
Es stimmt, die um zu Formulierung ist evt. eleganter, aber manchmal braucht man auch die Substantiverung ;-)
Einen schönen Tag
Stimmt es nicht, dass man adjektive die auf -er enden GROß schreibt. Oder ist das nur bei den nationalitäten?
Nein, Adjektive, die auf -er enden, schreibt man nicht automatisch groß. korrekt. Groß schreibt man geografische Ableitungen auf -er: Frankfurter Würstchen, Schweizer Käse. Aber: hessische Bäder.
Hallo,
ich habe eine Frage und zwar müssen wir für die Schule eine Übung zu Straßennamen machen. Ich habe die Lösungen dazu im Internet gefunden aber verzweifele..
Problem:
1. Bei den neuen Wällen – angeblich richtige Schreibweise laut der Lösung
2. Am Alten Baum – -||-
3. Bei dem runden Turm – -||-
4. Bei den alten Eichen – -||-
Mir hat sich die Frage gestellt, warum man bei 2. das Adjektiv großschreibt aber bei allen anderen klein, obwohl sich ja alle Adjektive auf das Substantiv beziehen, ich hätte es jetzt bei allen groß geschrieben, obwohl es laut der Lösung falsch wäre.
Wie würden Sie es machen bzw. haben Sie einen Tipp?
mit freundlichen Grüßen
Oh je, jetzt soll ich mich mit Lehrer*innen … :-)
Ich habe nachgesehen, der Duden sagt: großschreiben (Punkt D140). https://www.duden.de/sprachwissen/rechtschreibregeln/namen#K140
Richtig ist dann: Bei den Neuen Wällen, Am Alten Baum, Bei dem Runden Turm, Bei den Alten Eichen. Und so würde ich das auch tun. Hilft das?
Gruß – Andrea Görsch
Heißt es dann „Die Aufgabe war keine leichte“ oder „Die Aufgabe war keine Leichte“?
Theoretisch müsste „leichte“ groß geschrieben werden, das es einen Artikel besitzt, es bezieht sich jedoch so deutlich auf „Aufgabe“, dass es mir seltsam vorkommt, es groß zu schreiben,
Vielen Dank im Voraus.
Genau, was Sie schreiben: „es bezieht sich jedoch so deutlich auf ‚Aufgabe'“, daher klein.
Gruß – Andrea Görsch
Vielen Dank!
Das ist interessant. Da ich lang in der Schweiz gelebt habe, habe ich mich immer gefragt, warum es heißt ‚Schweizer xy‘ aber ‚deutsche xy‘.
Nun habe ich die Antwort. Danke!
Was ich noch gerne hätte, wäre eine Erklärung, warum es diesen Unterschied gibt? Inhaltlich oder grammatisch gibt es ja keinen Unterschied.
LG Tanja
Das habe ich mich auch gefragt und gerade nochmals in den Duden geschaut – und keine Antwort gefunden. Scheint ein klarer Fall von isso zu sein. :-)
Genau genommen müsste es ja dann auch heißen:
Ein Deutscher Autor und eine deutsche Autorin.
Oder gilt die -er Regel nur beim bestimmten Artikel (der deutsche Autor aber nicht beim unbestimmten?
Guter Gedanke, aber nein. :-) Der Duden Band 9 ist da ganz klar, aber eben ohne Begründung.