Mai über Entscheidungen
„Warum ich losging, um MILCH zu kaufen, und mit einem FAHRRAD nach Hause kam“ ist der Titel des neuen Buches von Jochen Mai, dem Autor der „Karriere Bibel“. Um es klarer mit dem Untertitel zu sagen: „Was wirklich hinter unseren ENTSCHEIDUNGEN steckt.“ Dieses Buch ist gerade bei dtv erschienen. Ich stelle es Ihnen als mein Buch des Monats vor.*
Entscheidungen aus allen Perspektiven betrachtet
Unsere Entscheidungen und vor allem die Prozesse hinter den Entscheidungen beleuchtet Jochen Mai in seinem Buch. Entscheiden sich Männern anders als Frauen? Ist es gut, sich schnell zu entscheiden? Fällt eine Entscheidung anders aus, wenn ich viele und noch viel mehr Möglichkeiten habe? Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung, oder?
All diese Fragen betreffen uns beruflich und privat. Alle Fragen – und noch viele mehr – werden in der ersten Hälfte des Buches beantwortet. Das Thema Entscheidungen wird aus vielen Perspektiven aufgedröselt. Ich erfahre, wie oft wir uns täglich (unbewusst) entscheiden. Das ist nichts Neues. Dennoch ist es interessant, sich die tägliche Entscheidungsfülle bewusst zu machen. Apropos Bewusstmachen: Dazu werde ich beim Lesen immer wieder aufgefordert.
Welcher Entscheidungstyp bin ich?
Ein Selbsttest bestätigt mich darin, wo ich mich selbst sehe: Gehöre ich zu den Maximierern oder zu den Genügsamen? Möchte ich möglichst alles und brauche deshalb länger für meine Entscheidungen? Oder genügt mir ein bestimmter Aspekt und entscheide ich so schneller? Wer sich an seiner Entscheidungsunlust stört, bekommt mit Fragen und Tipps mögliche Strategien zur Verhaltensänderung an die Hand.
Handfest: Entscheidungstechniken
All diese Informationen werden mir informativ-plaudernd vermittelt. Manchmal vermisse ich handfestere Aussagen im ersten Teil des Buches. Deshalb freue ich mich über die konkreten Entscheidungstechniken, die mir in der Mitte des Buches vorgestellt werden: Pro-Contra-Liste, Entscheidungsbaum, Entscheidungsmatrix, Scheibchenmethode, Standpunktwechsel, Zeitreise-Methode …
Nun kommt auch die spannende Frage: Entschieden – und damit unzufrieden, was tun? Natürlich kann nahezu alles rückgängig gemacht werden, das wurde schon im ersten Teil befreiend angemerkt. Jetzt geht es tiefer.
Was steckt hinter meinen Entscheidungen? Nur, wenn ich meine Ziele kenne, kann ich gut entscheiden. Deshalb geht es nun darum, meine Ziele und mich besser und bewusster wahrzunehmen. Dafür werde ich aufgefordert, einen Istzustand vorzunehmen und anschließend an meinen Wünschen zu arbeiten. Am besten konkret und auf Papier. Denn mit klar definierten Zielen vor Augen fallen Entscheidungen leichter.
Denn Entscheidungen können natürlich auf falschen Annahmen basieren. Auch das erläutert Jochen Mai sehr anschaulich, amüsant und oft auch augenöffnend bezüglich des eigenen Verhaltens. Hilfreich sind hier ebenfalls die direkt aufgeführten Gegenmaßnahmen.
Preisgestaltung und ein weiterer Selbsttest
Spannend ist auch das Kapitel zur Preisgestaltung: Wie beeinflusst der Preis Kaufentscheidungen? Dort finde ich einen weiteren Selbsttest: Welcher Kundentyp bin ich? Diese Seiten regen mich an, beide Seiten der Medaille zu betrachten: meine eigene Preisgestaltung und mein Kaufverhalten.
Abschließend möchte ich Ihnen einen mutmachenden und zugleich befreienden Blick ins Buch geben (Seite 302):
Nicht immer muss es auf Anhieb perfekt werden, und in den meisten Fällen ist es das auch überhaupt nicht. Also probieren wir aus, testen Möglichkeiten, finden Zusammenhänge, lernen aus Fehlern und machen weiter. Jede Entscheidung, egal, wie falsch sie war, bringt uns langfristig einem Ziel näher – und ist damit auf ihre Art erfolgreich.
Genau.
Fazit: „Warum ich losging …“ ist ein informatives und gut geschriebenes Buch. Genau richtig für diejenigen, die ihr Entscheidungsverhalten besser verstehen und vielleicht verändern möchten. Der hohe Praxis- und Alltagsbezug macht es leicht, sich immer wieder selbst zu erkennen und für sich Schlüsse aus dem Gelesenen zu ziehen. Jochen Mai untermauert das Gesagte mit vielen Studien und Geschichten. Manchmal wäre etwas weniger Inhalt mehr gewesen. Mir wären einige Studien oder Geschichten weniger lieber gewesen, wenn sich dadurch der Inhalt etwas gestrafft hätte. Aber ich gehöre ja auch zu den Genügsamen. :-)
* Der Verlag hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar überlassen.
Was für ein spannender Titel, liebe Andrea! Spontan glaube ich, dass ich auch eher zu den Genügsamen, aber doch auch Qualitätsbewussten gehöre. Und Entscheidungen treffe ich sowohl sehr spontan als auch sehr wohl überlegt. Ich notiere mir auf alle Fälle diesen Titel …
Ich fand das Buch sehr erhellend und erhielt einige Anregungen.
Danke, liebe Andrea, für die schöne Rezension. Ich neige halt zum „Bibeln“. Daher vermutlich der Hang zu möglichst allen Studien, Geschichten und Details zu einem Thema… ;)