„Mama, chill mal“ von Felicitas Römer
Noch lugt die Pubertät bei uns nur ab und an vorsichtig um die Ecke und verschwindet dann wieder. Noch. Doch immer öfter bleibt sie länger und schaut sich schon einmal ein bisschen um. Oha. Das Buch „Mama, chill mal“ von Felicitas Römer lief mir deshalb zum genau richtigen Zeitpunkt über den Weg.
Um es direkt zu sagen: ein klasse Buch! Ich bin sehr froh, es jetzt gelesen zu haben. Sicherlich werde ich es wieder hervorziehen, wenn die Pubertät bei uns eingezogen ist und die Füße auf den Tisch legt.
Obwohl das Buch nur 150 Seiten hat, deckt es doch kapitelweise verschiedene Stufen der Pubertät ab. Es beginnt mit „Fröhlich reifen“, geht weiter zu „Gemeinsam wachsen“ und „Flauschig bleiben“. Mit „Hilfreich sein“ und „Herausforderungen meistern“ kommt es zum Höhepunkt und spricht mir abschließend mit einem fröhlichen „Geht doch“ Mut zu.
Von schwarz zu hellgrün
Ja, ich fand den Gedanken an die Pubertät schrecklich, lästig, nervig. Gut, ich würde lügen, wenn ich nun „herzlich willkommen, Pubertät“ sagte. Aber dank des Buches „Mama, chill mal“ habe ich mehr Verständnis für die Pubertät bekommen. Ich sehe meine nahe Zukunft nicht mehr ganz schwarz, sondern hellgrün. Das liegt vor allem am ersten Kapitel „Fröhlich reifen“, in dem Römer die körperlichen Prozesse der Pubertät und ihre Auswirkungen plausibel erklärt.
Mit diesem Verständnis kann ich anders auf Situationen schauen. Ein Beispiel: Natürlich habe ich nicht mit meinem Baby geschimpft, wenn es nachts gestillt werden musste. Der Schlafmangel hob nicht gerade meine Laune, aber es war einfach so und ging vorbei. Genauso, erklärt mir Römer später, ist es mit der Pubertät. Das Gehirn eines Jugendlichen muss sich entwickeln und reifen, das ist auch einfach so. Nun sind Nachsicht, Geduld und Güte gefragt. Und die gute Nachricht: Auch die Pubertät geht vorbei.
Seeeehr befreiend finde ich eine Überschrift aus dem zweiten Kapitel: „Zoff – ja bitte! Warum Familienharmonie überbewertet wird“. Streit gehört dazu. Mehr noch, Römer wertet ihn als eine Art Vertrauenszeichen. Nebenbei, das ist die „Masche“ von Felicitas Römer. Sie sieht sich etwas an und versucht, die positiven Seiten zu sehen. Ich gestehe, manchmal reagierte ich beim Lesen wie ein trotziges Kind: „Oh ne, die schon wieder mit ihrem Optimismus.“ Wenn ich dann wieder im reflektierten Erwachsenenmodus war, stimmte ich ihr (natürlich) zu.
Blick auf das System Familie
Überhaupt, reflektierter Erwachsenenmodus: Römer gibt nicht nur Tipps im Umgang für „meinen“ Teenager, sie betrachtet das ganze System Familie. So sei es meine Aufgabe an der eigenen Authentizität zu arbeiten, mich und mein Verhalten immer wieder zu hinterfragen. Ja, stimmt, theoretisch weiß ich das. Wenn ich allerdings bis über beide Ohren in der Familienmühle stecke, kommt mir dieses Wissen manchmal abhanden. Gut, dass ich daran erinnert werde. Ich bekomme zudem Übungen, um meine eigene Achtsamkeit zu sensibilisieren – auch schön.
Und spätestens mit diesem „Kniff“ hat mich Felicitas Römer gekriegt. Ich erkenne das Besondere an diesem Buch: Es dreht sich nicht nur um Pubertisten, es dreht sich um die ganze Familie. Römer weiß: Je entspannter die Eltern sind, umso besser funktioniert das System Familie. Die von ihr eingestreuten Tipps für Eltern werten das Buch auf, der Perspektivwechsel tut allen Familienmitglieder gut.
Fazit: „Mama chill mal“ von Felicitas Römer ist ein informatives, gut geschriebenes und klar strukturiertes Buch mit vielen Anregungen und Tipps, die auch optisch abgesetzt sind. Es verbreitet Verständnis und eine wunderbar positive Grundstimmung – Pubertät, jetzt kannst du kommen und bei uns die Füße auf den Tisch legen!
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