„Text sells“ …
… heißt mein Buch des Monats April und verspricht mir untertitelig:
- Wie Sie Texte schreiben, die wirken.
- Wie Sie Unternehmen und Marken durch Sprache Profil geben.
Peng. Bei so gewichtigen Versprechen konnte ich es mir nicht verkneifen, das Buch zu wiegen – zumal es schwer in der Hand liegt.
Sehen Sie selbst, knapp 1400 Gramm bringt es auf die Waage. Vorneweg: Masse und Klasse haben Armin Reins, Veronika Classen und Géza Czopf fabriziert.* Das Buch ist jedes Gramm und seinen stolzen Preis von knapp 50 € wert. Auch, weil es schön gestaltet und strukturiert ist. Gut gefallen mir etwa die fünf Punkte am Kapitelende, die die Gedanken noch einmal auf das Besondere lenken. Hier mein Blick ins Buch:
Etwas eitel beginnt es mit einer Dokumentation, die zeigt, wie lange man braucht, um sich mit Udo Lindenberg zu einem Telefoninterview zu verabreden. Wozu? Um zu zeigen, dass man dranbleibt? Mich hindert das am direkten Einstieg. Es folgen zwei weitere Interviews, die für Sprache sensibilisieren, aber den Einstieg ebenfalls verzögern. Ungeduld mag mein zweiter Vorname sein, doch das ist meine einzige Kritik.
Text sells: learning by Mitdenken
Inhaltlich anregend finde ich den ersten „echten“ Beitrag von Armin Reins, er handelt vom Lesen und seiner Entwicklung. Informationslesen nennt Reins das Suchen im Internet. Mit Zahlen untermauert er die Wichtigkeit des Leserköderns und gibt erste Tipps für die Textbearbeitung. Danach wird fachlich kompetent aus dem Nähkästchen geplaudert.
Sehr hilfreich finde ich im ersten Teil die folgenden Kapitel ab „Gute Texte haben Methode.“, jetzt folgen praktische Tipps zur Textverbesserung inklusive eines Vorher-nachher-Kapitels. Ausführungen zur Corporate Language beenden den ersten Teil des Buches.
In den beiden folgenden Teilen findet der Lesende weitere Interviews. Im zweiten Teil werden Menschen aus Unternehmen interviewt, Markenbildung und Corporate Language stehen im Vordergrund. Situationen werden analysiert und es wird gezeigt, wie Sprache zur Zielerreichung eingesetzt wird. Wer die Interviews als Einblicke in das Unternehmensinnere begreift, wird lehrreich unterhalten. Die Interviews des dritten Teils stammen aus ganz anderen Bereichen. Etwa ein Pfarrer, eine Psychologin, ein Koberer kommen zu Wort.
Fazit: Für diejenigen, der konkrete Anleitungen à la „weniger Adjektive, keine Schachtelsätze“ suchen, ist „Text sells“ nicht das richtige Buch. Es ist für diejenigen spannend, die Sprache und deren Wirkung analysieren und daraus etwas für die eigene Arbeit ziehen möchten. Learning by Mitdenken. Der Lesende wird hinreichend für Sprache und deren Wirkung sensibilisiert, die Interviews liefern eine hervorragende Basis für das eigene Sprachkopfkino. Von mir eine Empfehlung für alle Sprachprofis und solche, die es werden wollen.
* Erschienen 2015 im Verlag Hermann Schmidt, Mainz.
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