Es muss stimmen
„Es muss stimmen“, so lautet das Arbeitscredo der Kostümbildnerin Ingrid Zoré, der in dem gleichnamigen Buch viel Raum für ihr Schaffen gegeben wird. Die Autorin Birgid Hanke hat die Lebensgeschichte von Ingrid Zoré (Jahrgang 1936) festgehalten und gibt damit auch einen Einblick in fünfzig Jahre Film- und Fernsehgeschichte. „Es muss stimmen“ ist mein Buch des Monats, erschienen bei edition linie. Es kostet 25 € und kann direkt bei der Autorin oder im Buchhandel bestellt werden.
Die junge Ingrid wollte Innenarchitektin werden. Mit einem „Kommt überhaupt nicht in Frage!“ fegte der Vater in den 1950er Jahren diesen Berufswunsch vom Tisch. Immerhin, eine Schneiderlehre wurde Ingrid erlaubt. Ab da schritt sie beruflich rasant voran: Gesellenbrief, Meisterschule für Kunsthandwerk, zwei Semester Modestudium. Zum dritten Semester packte sie noch das Fach Bühnenbild darauf und konzentrierte sich auf Kostümkunde.
Durch Film- und Fernsehgeschichte reisen
Mit dem Examen in der Tasche startete sie 1960 als Assistentin durch und arbeitete sich kontinuierlich nach oben. Mit Ingrid Zoré reist man als Lesende durch die Film- und Fernsehgeschichte: „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ (1968), „Sie sind frei, Dr. Korczak“ (1974), „Die drei Damen vom Grill“ (1977–1991), „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ (1978) – um nur einige wenige Filme zu nennen, in denen sie die Kostüme kreierte. Überhaupt lesen sich die von Ingrid Zoré ausgestatteten Schauspieler/-innen wie das Who’s who der Filmgeschichte.
Das Buch liest sich sehr kurzweilig. Das liegt auch daran, dass die Autorin Birgid Hanke gezielt kleine Anekdoten in die Lebensgeschichte Ingrid Zorés einstreut. Etwa wie für einen Film schnell Orden hergestellt werden mussten. Wie aus roten Servietten, Tassen und schwarzem Textilband Hakenkreuzbinden improvisiert wurden. Was es mit Kindern und Kleidungsbündel in Gebüschen auf sich hat. Als Frau des Wortes mag ich es, wenn ich neue Begriffe kennenlerne: Imponderabilien – nicht vorhersehbare Störungen im Ablauf. Ich kann mir vorstellen, dass es einige Imponderabilien im Arbeitsleben von Ingrid Zoré gab.
Lesens- und sehenswert
Schön ist auch die Gestaltung des Buches: viele Fotos, Zeitungsausschnitte, eine Film-Zeitleiste am unteren Rand des Buches und immer wieder Figurinen, also Zeichnungen oder Entwürfe der Kostüme von Ingrid Zoré.
Fazit: Ein Muss für Film- und Fernsehliebhaber/-innen, die sich auch für die Menschen in der zweiten Reihe interessieren. Natürlich auch ein Muss für alle, die sich für Kostüme im zeitlichen Kontext interessieren. Schade nur, dass das Lesevergnügen nach 70 Seiten schon vorbei ist.
Wer sich noch plastischer mit den Kostümen von Ingrid Zoré befassen möchte, kann auch das in edition linie publizierte „Multiple“ mit 30 Kunstdrucken selbst gezeichneter Figurinen und Fotoaufnahmen erwerben. (Ebenfalls bei Birgid Hanke erhältlich, kostet 150 €.)
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