„Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King
Dieses Buch lag auf Halde, mit schlechter Laune angelesen und lustlos wieder weggelegt. Oft dauert es dann, bis ich ein solches Buch wieder in die Hand nehme. Zum Glück habe ich bei „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King nicht allzu lange gewartet. Ich habe es mit großem Vergnügen gelesen.
Mit einem Zitat vom Ende des Buches möchte ich einsteigen: „Ein Teil dieses Buches, vielleicht ist er zu lang, schildert, wie ich das Schreiben lernte. Ein großer Teil handelt davon, wie Sie es besser machen können. Der Rest, und vielleicht das Beste, ist nichts anderes als eine Genehmigung: Sie können es, Sie sollen es, und wenn Sie genug Mut für den Anfang aufbringen, dann schaffen Sie es auch. Schreiben ist Magie, ist das Wasser des Lebens, genau wie jede andere kreative Kunst auch.“
Sie träumen von Ihrem Roman oder tauchen gerne in andere Lebensgeschichten? Sie interessieren sich für Sprache, möchten einem Meister bei der Arbeit über die Schulter schauen und sich dabei unterhalten? Bingo – nichts wie hinein in dieses Buch!
Schwerer Weg, leicht zu lesen
Im ersten Teil „Das Leben“ plaudert King über seinen steinigen (Lebens-)Weg hin zum Schreiben. Weil er sein Handwerk versteht, liest sich das trotz der Steine leicht. Am Ende des „Lebens“ bläut er seinen Lesern und Leserinnen ein: „Sie dürfen sich nicht leichtfertig an ein leeres Blatt setzen!“ Und weiter: „Wenn Sie das [Schreiben] ernst nehmen, können wir zur Sache kommen. Wenn Sie das nicht können oder wollen, dann klappen Sie das Buch jetzt besser zu und machen etwas anderes.
Waschen Sie vielleicht das Auto.“
Oha. Ich blättere zum zweiten Teil über das Schreiben und öffne Kings „Werkzeugkasten“ der Sprache, in dem Wortschatz und Grammatik bereitliegen, Passiv und Adverbien finde ich dort nicht. Klar, das weiß jede Texterin. Und wie halte ich es mit wörtlicher Rede? Würde ich auch so etwas schreiben wie: „‚Hör niemals auf, mich zu küssen!‘, keuchte Shayna.“ Nein, jetzt nicht mehr, denn: „Ich möchte Sie nur darum bitten, dass Sie Ihr Bestes geben und nicht vergessen: Adverbien zu schreiben ist menschlich, doch er sagte/sie sagte zu schreiben ist göttlich.“
King redet Tacheles
Anschaulich wühlt sich King durch Wörter, Sätze, gibt Tipps und mir ein Argument für meine Lesesucht: „Darf ich Tacheles reden? Wenn Sie keine Zeit zum Lesen haben, haben Sie auch keine Zeit zum Schreiben (und auch nicht das Werkzeug). So einfach ist das.
Lesen ist das Kreativzentrum im Leben eines Schreibers. Ich habe immer und überall ein Buch dabei und finde immer wieder Gelegenheit, meine Nase hineinzustecken. Man muss sich nur angewöhnen, sowohl in kleinen Happen als auch in großen Bissen zu lesen.“ Was der Meister des Grauens selbst verschlingt, erfährt man am Ende des Buches.
Ist der Roman geschrieben, geht es an die Überarbeitungen. Wie viele, wann gehe ich wie vor, wer bekommt mein Werk zu lesen? Immer beispielhaft, authentisch und augenzwinkernd geschrieben – dieses Buch ist lehrreich und ein Genuss. Es endet mit „Über das Leben: ein Nachtrag“. King schlägt eine Brücke über das Schreiben hinweg zum Leben und verbindet alles miteinander. Denn bei King, das weiß ich jetzt, wäre das eine ohne das andere nicht möglich.
Fazit: Das ist Buch ist weit mehr als ein Sprachratgeber. Es gibt Einblicke in das Leben von Stephen King, wer mag, kann darin eine Anleitung zum Schreiben des eigenen Romans sehen. Vor allem aber ist es klug und äußerst amüsant geschrieben.
Thank you, Mr. King.
Das schönste Buch übers Schreiben überhaupt. <3
So kann man es auch sagen, liebe Simone – danke für den Stups in diese Richtung ;-)