„Opernroman“ von Petra Morsbach
Diesen Monat stelle ich ein älteres Buch vor, es ist 1998 erschienen: „Opernroman“ von Petra Morsbach. Mir fiel es 2002 in die Hände, als ich am Theater Bielefeld arbeitete.
Es waren fünf schwungvolle Jahre, lehr- und arbeitsreich, mit jubelnden Höhen und dunklen Tiefen. Jede Menge Menschen habe ich getroffen, einige Freundinnen gewonnen.
Theater ist eine sehr eigene Welt. So eigen, dass ich heimlich mitschrieb und Material für meinen Theaterroman sammelte. Nur um zu erkennen, dass Petra Morsbach den „Opernroman“ bereits veröffentlicht hatte. Hier ein Einblick in ihre Theaterwelt:
Das Publikum applaudiert. Soeben ist als einziger Jim draußen.
„So ein Arschloch!“, kreischt Peggy. Sie packt den Dirigenten am Revers. „Du musst einen anderen Gast suchen, mit dem sing ich nie wieder!“
Der Dirigent befreit sich. „Du hast im Duett geschmissen, Schatz.“ Auf seinem glänzenden Frackrevers die nassen Abdrücke von Peggys Fingern.
Babs ruft: „Achtung, Isolde für Einzelvorhang!“
„Der hat mich abgelenkt, hat absichtlich auf mich eingequatscht“, wütet Peggy, „damit ich meinen Einsatz verpasse, und beim Liebestod hat er sich gegen meine Wade gerollt, um mich zu irritieren! Ich will ja keine Namen nennen, aber so was Unprofessionelles habe ich noch nie erlebt, ich …“
Jim kehrt zufrieden von seinem Applaus zurück. Peggy zwinkert ihm zu, gibt ihm im Vorübergehen einen Kuss und tritt hinaus. Bravos aus Hunderten von Kehlen, Blumen fliegen auf die Bühne. Peggy sinkt langsam in einen tiefen Knicks; eine Königin. Das Publikum unterwirft sich mit einem Schrei.
Leicht schwebt man mit Babs, der Regieassistentin, durch die Oper. Man lernt viele Künstler kennen, findet sich in der Musik und in Liebesgeschichten wieder. Die 300 Seiten fliegen dahin und am Ende weiß man, das Leben Theater und Theater Leben sein kann.
Sie merken schon, ich mag dieses Buch über das Theater und über das Theater, das Menschen am Theater um das Theater machen (können). Es ist amüsant geschrieben, überspitzt natürlich, ist dabei nicht böse und ein Muss für alle Leser/-innen, die sich für das Innenleben am Theater interessieren.
PS: Wäre ich noch am Theater, würde ich es jedem Praktikanten zur Begrüßung schenken – so wie ich nun einem möglichen Praktikanten „Das Leben und das Schreiben“ von Stephen King schenken würde. Beide Bücher blicken mit viel Humor und Insiderwissen auf eine spezifische (Arbeits-)Welt.
Danke, Andrea, für den Opernroman! Lass uns später noch deinen lesen! Oder ist der inzwischen dem Papierfresser zum Opfer gefallen?
Liebe Grüsse,
Eva Maria
Mal sehen, liebe Eva Maria, mal sehen …