„Genderleicht. Wie Sprache für alle elegant klingt“
Herzlich willkommen, liebe Lesenden, die gute Botschaft verrate ich Ihnen direkt:
Und entspannen Sie sich: Perfektion erwartet niemand. Wir sind mitten in einem Sprachwandel und haben bisher keine allumfassende Lösung gefunden. Sie und die Sache können nur gewinnen.
Mit diesem ermutigenden Zitat begrüße ich Sie erneut zu einem mir wichtigen Thema: der gerechten Sprache. Sie finden diese drei Sätze in dem Buch „Genderleicht. Wie Sprache für alle elegant gelingt“ auf Seite 175. Geschrieben hat das Buch Christine Olderdissen, erschienen ist es 2022 im Dudenverlag, Berlin. Es hat 224 Seiten und kostet 16 Euro.
Och, noch ein Buch übers Gendern?
In meinem Regal stehen bereits das „Handbuch geschlechtergerechte Sprache“, die Bücher „Richtig gendern“ und „Gendern – ganz einfach!“. Alle von Gabriele Diewald und Anja Steinhauer geschrieben und ebenfalls im Dudenverlag erschienen. Auf meinem Lesestapel liegt zudem das Buch „Wie schreibe ich divers? Wie schreibe ich gendergerecht?“ von Lann Hornscheidt und Ja’n Sammla.
Zurück zu „Genderleicht“ – was hat dieses Buch, was die anderen nicht haben? Die drei anderen von mir gelesenen und sehr geschätzten Bücher reihe ich in die sachliche Ratgeber-Kategorie ein. „Genderleicht“ setzt einen anderen Akzent und tanzt mit seinem lockeren Tonfall aus der Reihe. Sicherlich wissen Sie, was ich meine, wenn ich Sie auf Seite 46 des Buches blicken lasse:
Interessanterweise geht beim Wegfall der Endungen der Informationsgehalt nicht flöten. Denken wir an Wörter wie kollegial oder Kundschaft, wissen wir, worum es geht, obwohl nur der Wortstamm enthalten ist. Wörter wie Kolleg*innen und Kund*innen sind folgerichtig auf Anhieb verständlich. Doch wo bleibt der Mann? Hängt das männliche Ego allen Ernstes am -e oder -en?
Worum geht es in „Genderleicht“?
Der Titel sagt es bereits: Es geht um Sprache, die alle einschließt. Das Buch ist in sieben Kapitel aufgeteilt, die sich separat lesen lassen. „Tschüss, liebe Männer“ lautet das erste Kapitel, in dem es auch um geschichtliche Zusammenhänge geht. Weitere Kapitel befassen sich mit Schreibregeln (oder auch nicht), dem Aufruf zur Kreativität und dem Appell, Frauen sichtbarer zu machen. Dies können wir auch sprachlich leisten. Olderdissen gibt viele Beispiele, wie das geschehen kann.
Doch es geht Olderdissen nicht nur um das Sichtbarmachen von Frauen, auch wenn ein Kapitel „‚Mehr Stolz, ihr Frauen!‘“ lautet. Ihr Thema ist das sprachliche Einbeziehen aller Menschen (w/m/d). „Respekt! Höflichkeit! Divers!“ heißt ein weiteres Kapitel (wobei sich mir das etwas aufgeregte Setzen der Ausrufezeichen nicht erschlossen hat).
Mehr sprachliche Kreativität wagen
Um alle Menschen anzusprechen, nutzt Olderdissen den Genderstern. Sie rät jedoch, ihn sparsam und nicht bei Singularkonstruktionen zu setzen: der*die Ärzt*in. Olderdissen setzt auf die Kraft der Sprache und fordert immer wieder zur sprachlichen Kreativität auf:
- Text einer Stellenanzeige: „eine Expertin, darf auch männlich oder genderqueer sein, … die … kann“ (Seite 49, 50).
- Muss die Headline „Mehr Geld für Rentner“ lauten oder ginge auch „Die Rente steigt“ (Seite 109)?
- „Ist hier jemand, der das Protokoll schreiben kann?“ versus „Wer schreibt das Protokoll?“ (Seite 80, 81).
- „Sehr geehrte Damen und Herren“ kann durch „Schön, dass Sie alle da sind“ ersetzt werden (Seite 170).
Fazit: „Genderleicht. Wie Sprache für alle elegant klingt“ ist ein unterhaltsam geschriebenes Buch, das auch all jenen, die sich mit dem Gendern beschäftigen, noch Neues bieten kann. Es enthält viele praktische Tipps, regt jedoch mehr zum Nachdenken über gerechte Sprache an. Um es mit den Worten der Autorin zu sagen: Es ist ein Buch, das von „Aspekt zu Aspekt springt“, und stellt eine „Einladung zum Schmökern“ dar (Seite 15).
Wer sich darauf einlässt, verbringt eine vergnügliche Zeit mit diesem Buch. Menschen, die praxisorientierter (und etwas strukturierter) an das Thema Gendern und gerechte Sprache herangehen möchten, empfehle ich zusätzlich eines der oben genannten Bücher. Zusätzlich.
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