„Weihnachten wird wunderbar“
Der Winter kommt bestimmt – und damit auch die Zeit, um sich mit einem unterhaltsamen Buch und einer dampfenden Tasse Tee aufs Sofa zurückzuziehen. Für Sofa und Tee müssen Sie selbst sorgen, das unterhaltsame Buch stelle ich Ihnen vor: „Weihnachten wird wunderbar“ von Lucie Castel, soeben im Thiele Verlag* erschienen, die Papierausgabe kostet 15 Euro.
Weihnachten wird wunderbar – oder?
Die Handlung ist schnell erzählt: Zwei Schwestern, Scarlett und Mélie, beide um die dreißig und grundverschieden, stranden am 23. Dezember am Flughafen in Heathrow. Sie sind auf dem Weg nach Frankreich, um dort mit ihrer Mutter, die sie liebevoll Maman nennen, Weihnachten zu feiern. Das erste Weihnachtsfest ohne den in diesem Jahr verstorbenen Vater, weswegen Weihnachten wohl nicht wunderbar werden wird.
Die Familie liebt das große Drama, der Lieblingsfilm von Maman ist „Vom Winde verweht“. Maman, so die Icherzählerin Scarlett, „hat es so weit getrieben, dass sie meine Schwester und mich Scarlett und Mélanie genannt hat.“ (Seite 8). Scarlett telefoniert gerade mit ihrer Mutter, noch weiß sie nicht, dass ihr Flug ausfallen wird. Sie ist in der Flughafentoilette, als sie im Spiegel das Gesicht eines Mannes erblickt. Er kann sich nur in der Tür geirrt haben (Seite 9):
Er kneift die Augen zusammen und sieht mich einen Augenblick bewegungslos an wie ein Reptil. … ‚Verzeihen Sie die Frage‘, antwortet er in perfektem Französisch, ‚aber ich wäre wirklich neugierig zu erfahren, wie Sie die hier benutzen.‘
Er lächelt maliziös und weist auf eine Reihe von Pissoirs, die ich beim Hereinkommen wohl übersehen habe. Ich bin so verblüfft, dass ich zunächst kein intelligentes Wort herausbringe.
‚Ich kann Ihnen ein paar Vorschläge machen, wenn Sie mögen‘, sagt er mit einem breiten Grinsen.
Das Ganze scheint ihm Spaß zu machen, das ist immerhin etwas. So erlebt wenigstens er einen guten Moment.
‚Als Sitze für Babys‘, erkläre ich unverfroren. ‚Aber sie sind noch in der Testphase. Es fehlt der Sicherungsgurt. Das Ganze bedeutet jedenfalls einen enormen Zeitgewinn für Mütter, die ihre Kinder nicht allein lassen können, wenn sie auf die Toilette müssen.
Das ist der Engländer William. Dieser Mann lädt Scarlett und Mélanie schließlich in sein Haus ein, als in Heathrow nichts mehr geht. Ob Weihnachten wunderbar wird oder nicht, hängt auch von den weiteren Figuren ab, die nach und nach und unerwartet auftreten: zunächst Thomas, der Bruder von William, gefolgt von der Mutter, Oma, dem Vater und einer Tante.
Britischer Humor aus der Feder einer Französin …
… in der Übersetzung von Vera Blum.
Wer denkt, dass das Buch nur eine romantische Weihnachtsgeschichte ist, täuscht sich. William bringt britischen Humor in das Buch, seine verschrobene Sippe hat mehr als eine Leiche im Keller, Mélie ist Sexualtherapeutin und für Notfälle immer zu erreichen … Doch natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz.
Die Autorin Lucie Castel erzählt ihre Geschichte schwungvoll, überspitzt, spielt mit Klischees und ist dabei sehr humorvoll. Beim Lesen kicherte ich oft fröhlich.
Fazit: „Weihnachten wird wunderbar“ von Lucie Castel ist unterhaltsam, witzig und genau das richtige Buch, um dem Vorweihnachtsstress zu entfliehen und sich auf ein fröhliches Weihnachtsfest einzustimmen.
*Der Verlag hat mir freundlicherweise ein Rezensionsexemplar überlassen, besten Dank dafür.
Hallo Andrea,
schöne Rezension für ein anscheinend interessantes Buch – aber spätestens bei der Zwischenüberschrift „Britischer Humor aus der Feder einer Französin“ frage ich mich, ob nicht auch die deutsche Übersetzerin Vera Blum eine Erwähnung wert wäre? Sie hat ja anscheinend den Stil der Autorin („schwungvoll, überspitzt, spielt mit Klischees und ist dabei sehr humorvoll“) gut ins Deutsche übertragen.
Gruß
Helke
Danke, Helke, für diesen Hinweis. Habe ich vergessen, ergänze ich gleich. Gruß – Andrea