„Die Jazz Baroness“ von Hannah Rothschild
Zeit für meinen Beitrag für die Buchblogparade von Eva Maria Nielsen. Hier ist mein Märzbuch: „Die Jazz Baroness. Das Leben der Nica Rothschild“ von Hannah Rothschild, erschienen 2013.
„Round Midnight“, dieses kleine Stückchen Musik soll es gewesen sein, das Nica veranlasst, das Weite zu suchen, Mann und Kinder zu verlassen und in den New Yorker Clubs Ende der 40er-Jahre den Komponisten dieser Melodie zu suchen: Thelonious Monk. Vielleicht mögen Sie einmal hinein hören? Wenige Minuten, die auch Ihr Leben auf den Kopf stellen?
So jedenfalls sagt es die Familienlegende, so schildert es die Autorin Hannah Rothschild. Bei dieser Szene befinden wir uns schon mitten im Buch. Ich hätte mir schon etwas mehr Jazz gewünscht. Doch der Untertitel des Buches lautet „Das Leben der Nica Rothschild“. So tauche ich bis dahin in die Rotschild’sche Familiengeschichte ein, lerne einiges über schwarze Schmetterlinge und Schafe.
Wahnsinn, dieses Selbstbewusstsein!
Für Nica, die durch ihren Vater die Musik entdeckt hat, ist diese Melodie die Zündung, um ihr altes Leben zu sprengen. Und sie versteckt sich dabei nicht – dieses Selbstbewusstsein wurde ihr wohl bereits in die Wiege gelegt. Nica, Mitte Dreißig, kehrt nicht verschämt die Scherben ihres alten Lebens zusammen und lebt unauffällig in New York. Nein, sie bezieht eine Suite in einem noblen Hotel am Rande des Central Parks, trägt Pelz und fährt einen weißen Rolls Royce. Zurückhaltung sieht anders aus.
Und diese ganz und gar nicht unauffällige weiße Lady sucht schwarze Musik, sucht den Mann, der den „Soundtrack ihres Lebens“ komponiert hat. Man bedenke, wir befinden uns mitten in der Rassentrennung. Schwarze Musiker spielen in Lokalitäten, die sie sonst nicht betreten dürfen. Bedauerlich nur, dass Monk zu jenem Zeitpunkt nach einer Drogenrazzia seine Cabaret Card, also seine Arbeitserlaubnis, verloren hat. Er ist pleite, darf nicht arbeiten, haust in einer kleinen Wohnung.
So wird es denn Paris – Monk tritt dort auf und trifft auf Nica. Wie diese erste Begegnung wohl war? Nica auf jeden Fall ist so beeindruckt, dass sie nach London fliegt, um für Monk eine Konzertreihe in der Royal Albert Hall zu organisieren. Drunter geht’s wohl nicht. Und schnell soll es gehen, obwohl Monk auch für London die nötigen Papiere fehlen. Doch auch der Einfluss einer Rothschild hat Grenzen, Nica verlässt enttäuscht London und kehrt nach New York zurück.
Monk hat natürlich ein verheiratetes Leben vor Nica. Wie ist es, wenn sich eine andere Frau hineindrängt und beide bleiben? Vielleicht so: Nica war für den Jazz, Nellie Monk für den Alltag zuständig?
Der Rest des Buches gehört den Musikfreaks:
Bei Anbruch der Dunkelheit stiegen Nica und Monk in den Rolls und fuhren in die Stadt, wo sie oft mehrere Gigs in einer Nacht besuchten. Monk fungierte als ihr Begleiter und Lehrer, machte Nica mit seinen Freunden bekannt und half ihr, die Musik zu verstehen. Sie waren ein seltsames Paar: Theolonious und Panaconica, der Hohepriester und die Baroness. Der hippe Jazzer und die heiße Braut.
Die letzte Bitte der Jazz Baroness
Gemeinsam mit dem Musiker und der Jazz Baroness durchstreifen wir die Jazzszene der 50er- und 60er-Jahre. Wir müssen erleben, wie Monk nie wirklich den ganz großen Durchbruch schafft. Dafür ist seine Musik wohl einfach einen Tick zu – im positiven Sinne – daneben? In den 70er-Jahren verschlechtert sich Monks Zustand: Depressionen, Drogen, eine Mischung? Seine Krankengeschichte beginnt, er erholt sich nicht mehr und stirbt 1982. Nica hinterlässt ihren Kindern einige Jahre später eine letzte Bitte: Eingeäschert möchte sie werden, ihre Asche soll in den Hudson River gestreut werden. Wichtig ist ihr die Uhrzeit: „Round Midnight“.
Da ich nicht weiß, ob du es entdeckt hast: ich durfte den „Award
“ weiterreichen und habe auch deinen Wortbladenblog nominiert. Vielleicht hast du Lust, die Fragen zu beantworten und ihn weiterzureichen. Schau doch mal unter http://mbeyersreuber.wordpress.com/2014/03/10/award/
Einen schönen Tag dir!
Dankeschön, maribey! Kann ich dir antworten, ohne dass das halbe Internet zuhört? Mailst du mir (info@wortladen.com), dann könnte ich dir antworten?
Natürlich! Nur das machen, was wir mögen!
Eine faszinierende Geschichte! Und ich denke, egal wie man zu Madame Rothschilds Verhalten steht, etwas haben wir alle gemeinsam: Den Soundtrak unseres Lebens wollen wir alle finden! Danke für den tollen Buchtipp!