Wörterbuch der bösen Mädchen
In diesem Monat stelle ich Ihnen „Das Wörterbuch der bösen Mädchen“ vor.* Es ist im März im Sanssouci-Verlag erschienen. Die handliche Ausgabe in der Größe einer Postkarte kostet 10 Euro.

Blick ins Buch (Foto: Andrea Görsch)
„Ein Lexikon weiblicher Geistesblitze“
Zusammengestellt wurden diese alphabetisch sortierten Geistesblitze von Nina Merian. Einige Zitate stammen aus dem weiblichen Kontext. Brigitte Bardot lässt sich gleich zu Beginn des Buches über Abendkleider aus. Doch das ist nicht die Regel, im Gegenteil. Die Zitate streifen wild durch alle Lebensbereiche und sind mal komisch, traurig, nachdenklich … Nicht nett, dafür sprachlich brillant ist eine Lästerei von Dorothy Parker, die unter dem Stichwort Abneigung zu finden ist:
Für mich sieht Edith aus wie etwas, das seine Jungen frisst.
In vielen Zitaten steckt Gesellschaftskritik:
Brüllt ein Mann, ist er dynamisch. Brüllt eine Frau, ist sie hysterisch.
Denke falsch, wenn es sein muss, aber auf jeden Fall denke selber.
Die Brüll-Beobachtung stammt von Hildegard Knef, die Anweisung zum Selbstdenken von Doris Lessing.
So heiter und vergnüglich, aber auch nachdenklich und kritisch kann sich die Leserin oder der Leser durch das Alphabet blättern. Das kleine Büchlein ist in der Tat ein auch noch schön gestaltetes Feuerwerk an Geistesblitzen, wie es auf der Umschlagseite versprochen wird.
Mein Meckern ist minimal: Bei den Zitaten steht lediglich der Name der Frau, ich hätte mir zumindest die Lebensdaten der Frauen gewünscht. Zudem gefallen mir die „bösen Mädchen“ im Titel nicht.
Fazit: Ich habe „Das Wörterbuch der bösen Mädchen“ sehr lieb gewonnen. Als Inspirationsquelle schaue ich immer wieder hinein und komme oft viel später als vorgenommen und schmunzelnd wieder ins Hier und Jetzt zurück.
*Der Verlag hat mir freundlicherweise ein Rezessionsexemplar zugeschickt, vielen Dank dafür.
Moin, Andrea,
vielen Dank für die Besprechung. Mich ärgern solche Buchtitel auch immer. „Böse Frau“, weil man eine Meinung hat? Bäh. Da klingt für mich immer die böse Schwiergermutter mit (wer hätte schon mal vom bösen Schwiegervater gehört) oder von den bösen Stiefmutter (das Gleiche in Grün).
Noch schlimmer finde ich allerdings die Bezeichnung „freche Frauen“. Böse impliziert wenigstens noch so etwas wie Willensstärke und Durchsetzungskraft mit. Frech dagegen hat etwas von trotzig, vielleicht sogar drollig – kindlich in jedem Fall.
Schade, dass der Verlag einen solchen Titel gewählt hat. Das Buch selbst scheint ja einen Blick wert zu sein.
Liebe Grüße
Cordula
Ganz treffend, liebe Cordula, hast du „böse“ erläutert, ich stimme dir voll und ganz zu. Und: Das Buch hat zudem nicht „Frauen“, sondern “Mädchen“ im Titel. Verniedlicht also und nimmt nicht ernst, das geht für mich überhaupt nicht.