„Adams Erbe“ von Astrid Rosenfeld
Durch meinen Lesekreis wurde ich auf Astrid Rosenfeld aufmerksam, gelesen haben wir „Zwölf Mal Juli“. Ich stelle Ihnen ihr Debüt „Adams Erbe“ vor. Dieser Roman erschien 2011 bei Diogenes. Als Taschenbuch kostet er 12 Euro.
Worum geht es in „Adams Erbe“?
Das beantwortet Ihnen am besten die Autorin selbst, ich habe unten den Mitschnitt einer Lesung auf Youtube eingebunden. „Was bleibt, wenn einer geht“ – das habe sie interessiert, das wolle sie erzählen. Gegangen ist Adam, der Großonkel von Edward. Edward wird um 2000 erwachsen, das Buch beginnt mit seiner Geschichte (Seite 8):
Mein Vater hieß Sören oder Gören und kam aus Schweden oder Dänemark oder Norwegen. An mehr konnte sich meine Mutter nicht erinnern. ‚Eddylein, dein Vater ist sicher ein ganz toller Mann, und an diesem Abend, als wir … als du … wie auch immer … Wir mochten uns sehr, sehr gerne.‘
Die Variante mit dem toten Vater hatte mir immer mehr zusagt als die mit dem tollen Sören oder Gören aus Skandinavien.
Edwards Mutter zieht wieder zurück zu ihren Eltern in die Berliner Wohnung, zu Lara und Moses Cohen. Je älter Edward wird, umso mehr gleicht er Adam, dem Bruder von Moses – was der Familie nicht recht ist. „Edward“, sagt sein Opa zu ihm, „lass uns zu dem einzigen Gott beten, dass du nur Adams Äußeres geerbt hast und nicht seinen Charakter.“ (Seite 10).
Was hat Adam getan? Edward und wir Leser*innen müssen uns gedulden. Stattdessen begleiten wir Edward auf seinem Lebensweg, der manchmal einem leicht schrägen Roadmovie gleicht. Mehr oder weniger lustlos lässt er sich durchs Leben treiben – bis er Amy kennenlernt (Seite 117):
Ich stand auf und knallte meine Faust gegen die Wand. Es tat weh, aber ich schlug nochmals, und noch einmal.
„Spinnst du jetzt total? Was machst du da?“
Ich will ein verdammtes Loch hier reinschlagen. Damit etwas bleibt, Amy.
Doch Amy bleibt nicht. Als Lara kurze Zeit später stirbt, findet Edward auf dem Dachboden der Cohen’schen Wohnung ein Paket. Ungeöffnet an eine „Anna Guzlowski bei A. Cohen“ adressiert – damit beginnt der zweite Teil des Romans, in dem Adams Geschichte erzählt wird. Adam, das schwarze Schaf der Familie, wurde 1920 geboren und verliebt sich in den 1930er-Jahren unsterblich in Anna. Adams und Annas Geschichte lesend erfährt Edward schließlich, was bleibt, wenn einer geht.
Fazit: Lesenswerte, leicht skurrile Familiengeschichte mit wunderbaren Figuren – ich liebe Edda! –, die Vergangenes mit Gegenwärtigem verschränkt.
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