Artikel bei Anglizismen
Beim Blick auf das Plakat dachte ich an die Artikel bei Anglizismen, den Punkt in der Headline und warum Sie sofort verstehen, dass hier nicht die Taste gemeint ist. Darum geht es in diesem Blogbeitrag: um den korrekten Artikel bei Fremd- und Lehnwörtern und um ein- und ausgewanderte Wörter. Zum Schluss sage ich Ihnen, wie Sie Satzzeichen in der Headline korrekt setzen. Los geht’s!
Was sind Anglizismen?
Bevor wir einsteigen: Anglizismen sind Begriffe aus dem Englischen, die ins Deutsche übernommen wurden. Bestimmt fallen Ihnen viele Beispiele dafür ein: E-Mail und zoomen, Make-up und Update, online und Hotline, Event und Feedback …
Anglizismen können auch Redewendungen sein, die mich als Werbelektorin regelmäßig zum Rotstift greifen lassen: Die Gewinne stiegen in 2024 um 20 Prozent. Der Begriff „in 2024“ ist ebenfalls ein Anglizismus. Im Englischen sagt man: in 2024. Ich korrigiere dies stets zu: „im Jahr 2024“ oder schlicht zu „2024“. Das macht Sinn, oder? „Sinn machen“? Sicher nicht, denn auch das ist ein Anglizismus, abgeleitet von „to make sense“. Im Deutschen ergibt etwas Sinn.
Welcher Artikel wird bei Anglizismen verwendet?
Zurück zur Frage nach dem korrekten Artikel bei Anglizismen. Leider existiert keine Regel, die eindeutig festlegt, wie das Genus, also das grammatische Geschlecht, eines Fremd- oder Lehnwortes bestimmt wird. In der deutschen Grammatik unterscheiden wir für Substantive drei Geschlechter:
- das sächliche Geschlecht: das Buch
- das männliche Geschlecht: der Raum
- das weibliche Geschlecht: die Taste
Für eines dieser drei Geschlechter inklusive des zugehörigen Artikels müssen wir uns bei Wörtern aus anderen Sprachen entscheiden. Doch wie, wenn es keine Regel gibt?
Die gute Nachricht: Es existieren Grundsätze, an denen wir uns orientieren können.
1. Orientierung an einem sinnverwandten Wort
Da das Englische kein grammatisches Geschlecht kennt, orientieren wir uns in solchen Fällen an Wörtern, die einen ähnlichen Sinn haben. Der Geschmack leiht dem englischen Wort „taste“ das männliche Geschlecht und damit den Artikel: der Taste. Ähnlich sieht es mit „Power“ aus. Dieses Wort bekommt sein weibliches Geschlecht von „die Kraft“.
Diese logische Orientierung kann auch für Wörter gelten, in deren Ursprungssprache grammatische Geschlechter existieren. Das Chanson ist analog zum Lied sächlich, obwohl das Wort chanson im Französischen weiblich ist: la chanson.
2. Orientierung für englische Lehn- und Fremdwörter
Substantivierungen aus dem Englischen, die auf -ing enden, sind meist sächlich: das Onboarding, das Timing. Das gilt auch für Wörter aus dem Englischen, die auf -er enden: der Counter, der Computer.
Einsilbige englische Verben, die im Deutschen als Substantiv verwendet werden, haben oft das männliche Geschlecht: der Drink, der Chat.
Weitere eingewanderte Wörter
Übrigens existieren nicht nur Anglizismen im Deutschen, sondern auch Lehnwörter aus anderen Ländern. Ein Kiosk ist weit gereist und gilt heute als Beispiel für einen Turzismus; ein Wort, das aus der Türkei entlehnt ist. Die Sauna ist ein Fennizismus, sie stammt aus dem Finnischen.
Klicken Sie auf die verlinkte Liste, wenn Sie sich für weitere Beispiele von Lehnwörtern und ihrem Hintergrund interessieren.
Ausgewandert ist’s ein Germanismus
Ein deutsches Wort, das sich in andere Sprachen eingeschlichen hat, ist ein Germanismus. Es gibt viele schöne Beispiele, eines gefällt mir besonders gut. Wegen des ähnlichen Aussehens wird das deutsche Wort Strudel im Hebräischen umgangssprachlich für das At-Zeichen verwendet.
Für mehr unnützes Wissen Stoff für Partygespräche klicken Sie einfach auf die verlinkte Liste der Germanismen.
Hintergrundwissen zu Anglizismen und Co.
In unserem Sprachgebrauch ist das Wort Anglizismus weitverbreitet. Wenn man ganz korrekt sein möchte, unterscheidet man zwischen Amerikanismus und Anglizismus. Doch so korinthen… bin nicht einmal ich.
Oben spreche ich von Fremd- und Lehnwörtern. Diese Begriffe möchte ich aufdröseln: Fremdwörter sind Wörter, die im Deutschen benutzt werden, aber bislang nicht komplett angekommen sind. Ein Zeichen dafür, dass ein Wort im Deutschen angekommen ist, ist die Aufnahme in den Duden. Dann wird aus dem Fremdwort ein Lehnwort.
Manche Lehnwörter haben eine Lücke gefüllt oder sind mit der Sache selbst ins Deutsche eingewandert. Denken Sie an die Jeans. Manche Wörter bereichern unsere Sprache, weil sie treffender sind und das deutsche Wort dafür aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Denken Sie an Teenager versus Backfisch oder (später und negativ konnotiert) Halbstarke.
Zudem existieren sogenannte Scheinentlehnungen. Das sind Wörter, die aus fremdsprachigem Wortmaterial gebildet werden, in der eigentlichen Sprache in dieser Form jedoch nicht existieren. Handy ist ein bekanntes Beispiel dafür; der Pullover ein weiteres.
All diese Ausführungen zeigen, dass Sprache sich ständig verändert und entwickelt – und das ist auch gut so (auch wenn ich dann vielleicht irgendwann einmal zugestehen muss, dass „in 2030“ vom Duden als korrekt angesehen wird).
Punkt in der Headline
Blicken Sie noch einmal auf das Bild: Der gesetzte Punkt ist dort nicht korrekt. Denn bei frei stehenden Zeilen steht am Ende kein Punkt. Frei stehende Zeilen sind unter anderem Überschriften, Schlagzeilen oder Buchtitel.
In diesen Fällen wird kein Abschlusspunkt gesetzt, auch dann nicht, wenn die Zeile aus einem kompletten Satz besteht. Anders sieht das bei Frage- oder Ausrufezeichen aus. Diese beiden Zeichen werden auch in einer Überschrift gesetzt.
Dieser Beitrag war angeregt durch das abgebildete Plakat. Entsprechend habe ich mich auf Artikel bei Anglizismen fokussiert. Etwas breiter haben meine Kollegin Katja und ich auf unserer gemeinsamen Website auf Anglizismen geblickt.
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe in jedem Fall was gelernt (z.B., dass „Sinn machen“ ein Anglizismus ist – das war mir bisher nicht klar). Dieses Wissen werde ich mit in meine Blogartikel und andere Texte nehmen.
Das freut mich, danke für die Rückmeldung.