Können wir auch eine Kinderseite?
Die WAZ hat sie, die ZEIT auch, die HAZ leider nicht – ich meine eine Zeitungsseite für Kinder. „Mama, kann ich die Kinder-ZEIT“, schallt es mir jeden Donnerstag entgegen. Ich weiß, da fehlte etwas. Mein seit Jahren wiederholtes und je nach Anlass variierendes Mantra trägt noch keine Früchte: „Was kannst du die Kinder-ZEIT? Grün anmalen, an die Wand werfen, mit Marmelade beschmieren?“ Wir sind sicher knapp vor den Zigtausend Wiederholungen, ab denen ein Kind sich etwas merkt. Ganz knapp davor.
“Warum hat unsere Zeitung eigentlich keine Kinderseite?“. Keine Ahnung, fragen wir doch nach. Wir schreiben die Chefredaktion der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung an. Mit der normalen Post, weil wir ihnen eine Kinderseite der WAZ zeigen wollen. Die hat uns David geschickt, der kann nämlich jeden Tag eine Kinderseite, ätsch.
Und während David jeden Tag seine Kinderseite kann, warten wir auf eine Antwort. Und warten weiter. Irgendwann haben wir lange genug gewartet und schicken noch eine E-Mail hinterher. Und siehe da, unsere Post ist nicht angekommen. Aber jetzt weiß die HAZ ja, dass wir auf eine Antwort warten, jetzt wollen sie uns schnell einen Brief schicken. Der kommt dann auch zusammen mit einem Kinderbuch.
Gute Idee, Dankeschön für die Anregung, die sie auch ernst nehmen, aber: wenig redaktioneller Platz, lange Abstimmungsprozesse, eingebunden in den konzernweiten Zusammenhang einer Mediengruppe … Natürlich freuen wir uns über das Buch. Noch lieber aber würde ich täglich fragen: “Was kannst du die Kinderseite? Grün anmalen, an die Wand werfen, mit Marmelade beschmieren?“
Da machen sich Zeitungen Sorgen um ihre Zukunft, lassen aber die goldene Gelegenheit sausen, Kindern das Zeitungslesen schmackhaft und – im Idealfall – zur lieben Gewohnheit werden zu lassen.
Schwer zu verstehen.
Das sehe ich ganz genauso, frühe Leserbindung könnte so einfach sein.