Apostroph richtig setzen
Immer wieder überlege ich, wie man den Apostroph richtig setzen muss; mein Lieblingssatzzeichen ist das nicht. Weil ich neulich wieder einen solchen Fall nachschaute, fasse ich hier für Sie (und für mich) alles Wichtige zum Apostroph zusammen. Los geht’s! Oder: Los gehts? Das geht’s schon los …
Grundsätzlich: Der Apostroph ersetzt einzelne Buchstaben, Laute oder Silben – im Gegensatz zum Bindestrich, der dann Auslassungsstrich heißt. Der ersetzt nämlich einzelne Wörter. Kurz habe ich das im verlinkten Blogbeitrag erläutert. Generell wird empfohlen, den Apostroph sparsam zu setzen.
Der Apostroph kann gesetzt werden
Los geht’s ist ein solcher Fall, denn korrekt ist sowohl die Schreibweise mit als auch ohne Apostroph. Die Faustregel lautet: Man setzt einen Apostroph, wenn das Wort sonst schwer lesbar oder missverständlich ist.
Die Lesbarkeit ist bei Los gehts gegeben, auch wenn meine Autokorrektur einen Apostroph setzen möchte. Hätten Sie’s gewusst? Bei der Verschmelzung von Sie und es setze ich einen Apostroph. Einfach zu erfassen finde ich das Wort Sies nicht. Zudem meckert meine Autokorrektur, wenn ich keinen Apostroph setze.
Der Apostroph wird gesetzt
Wenn die Auslassung im Wortinneren zu groß ist, muss ein Apostroph gesetzt werden. Denken Sie an Düsseldorf, das zu D’dorf verkürzt werden kann und dafür einen Apostroph benötigt.
Bei Namen, die auf einen s-Laut enden, muss im Genitiv ebenfalls ein Apostroph gesetzt werden: Max’ Tasche liegt noch im Kindergarten, Hans’ Auto ist blau. Die Genitiv-Form bei Namen mit -ens gilt nebenbei erklärt als veraltet: Hansens Auto ist blau.
Auf eine Besonderheit möchte ich Sie hinweisen: Wenn vor dem Namen im Genitiv ein bestimmter Artikel und ein Attribut steht, wird in der Regel kein Apostroph gesetzt: Die Tasche des kleinen Max liegt noch im Kindergarten.
Besteht eine Adjektivierung mit sch, wird ebenfalls ein Apostroph gesetzt: Grimm’sche Märchen. Korrekt ist auch diese Schreibweise: grimmsche Märchen.
Der Apostroph wird nicht gesetzt
Wenn sich eine Präposition mit einem Artikel verbindet, wird kein Apostroph gesetzt. Aus hinter das Licht führen wird hinters Licht führen. Ebenso sieht es mit unter dem Tisch aus, das zu unterm Tisch wird.
Entfällt das e bei Verben in der ersten Person Singular, wird ebenfalls kein Apostroph gesetzt: Ich geh jetzt. Dies gilt auch für andere Wortarten, die auf e enden, etwa: öd.
Ran, rauf, rüber: All das sind verkürzte Formen, die sich etabliert haben. Hier wird ebenfalls kein Apostroph gesetzt. Die Aufforderung Reich mir mal das Buch rüber ist ohne Apostroph korrekt.
Bei Verben, die auf -eln enden, entfällt oft ein e, das ebenfalls nicht durch einen Apostroph ersetzt wird: sammle, wechsle (sammele, wechsele).
Etabliert haben sich auch regionale Eigenheiten wie Wiesn und Hendl, die sich ebenfalls ohne Apostroph schreiben.
Schließlich benötigen auch Jahreszahlen keinen Apostroph: Völlig korrekt ist der 10. November 23 (nicht: ’23).
Apostroph am Satzanfang und beim Genitiv
Am Satzanfang schreibt man groß, so haben wir das gelernt. Was ist, wenn der Satz mit einem Apostroph beginnt? Dann ersetzt der Apostroph den ersten Großbuchstaben, man schreibt nach dem Apostroph klein weiter: ’s ist schade.
Merken können Sie sich, dass im Genitiv entweder ein s oder ein Apostroph gesetzt wird: wegen des Regens, Hans’ Auto. Allerdings lässt der Duden seit einiger Zeit in wenigen Fällen (leider) beides zu: s und Apostroph. Das Beispiel dafür ist „Andrea’s Blumenladen“. Damit soll verdeutlicht werden, dass es der Blumenladen von Andrea und nicht von Andreas ist.
Form: Apostroph richtig setzen
Um einen Apostroph richtig setzen zu können, sollten Sie auch wissen, wie er korrekt dargestellt wird; eine nützliche Website rund um die Typografie und hier zum Apostroph habe ich verlinkt. Ein korrekt gesetzter Apostroph ähnelt einer neun (und nicht einer sechs). Ich zeige Ihnen hier den Unterschied, den ich auf der Mac-Tastatur erzeugt habe:
Falscher Apostroph, erzeugt mit Umschalt + #: ‘
Korrekter Apostroph, erzeugt mit Umschalt + Alt + #: ’
Beim korrekten Apostroph ist der „Bauch“ oben, wie bei der Ziffer 9 (im Gegensatz zur Ziffer 6).
Eine Eselsbrücke fürs Aussehen des Apostrophs hat meine geschätzte Kollegin Heike Baller in einem Kommentar hinterlassen: Ein Apostroph wird auch „Hochkomma“ genannt. Wenn Sie noch einmal kurz nach oben auf meine beiden Apostrophe blicken, können Sie beim korrekten Apostroph ein höher gestelltes Komma erkennen. Danke, liebe Heike, für diesen Hinweis.
Meine Fragen zum Apostroph sind beantwortet, Ihre auch? Falls nicht, schreiben Sie sie einfach in den Kommentar.
Liebe Andrea,
vielen Dank.
Zum Aussehen des Zeichens find ich die – mir ansonsten befremdlich erscheinende – österreichische Bezeichnung „Hochkomma“ hilfreich.
Liebe Grüße
Heike
Liebe Heike,
das ist eine sehr gute Ergänzung. Ich bin auch über das Hochkomma gestolpert, fand das Wort auch befremdlich. Aber als Eselsbrücke fürs Aussehen ist dieses Wort prima! Darf ich das ergänzen und dich dabei erwähnen?
Lieben Gruß – Andrea
Aber gerne doch :-)
Liebe Grüße
Heike
Sehr nützlich und hilfreich! Danke dafür!
Sehr gern! Und wie geschrieben, auch für mich geschrieben. 😊
Hallo Andrea,
danke für diese schöne und kompakte Zusammenstellung der Hochkomma-Regeln. Du hast auch dran gedacht zu schreiben, wo es auf der Tastatur zu finden ist. Gerne werden nämlich fälschlicherweise die Akzentzeichen verwendet, die es nur bei „à“, „é“ und dergleichen gibt.
Viele Grüße
Helmut
Danke, Helmut. Und ja, ich korrigiere auch immer mal wieder die Akzentzeichen heraus.
Schönen Gruß – Andrea
Danke für die Erklärung der Tastenkombinationen!
Irreführend, dass auf meiner Apple-Tastatur über dem # das korrekte Hochkomma (leicht gekippter Strich) abgebildet ist. Ohne die zusätzlich gedrückte Alt-Taste (am Mac als Option-Taste bezeichnet) erscheint mit der Umschalt-Taste nur das falsche ‚ (gerader Strich).
Um den Unterschied am Bildschirm zu erkennen, musste ich eine enorm große Schriftgröße einstellen.
Beim Programmieren in diversen Skriptsprachen ist das „falsche“ Apostroph übrigens wieder korrekt.
Grüße,
Mischa Spörer
Sehr gern. Und ja, ich weiß, dass ist etwas für Rechtschreibnerds. Aber wenn man die korrekte Lösung weiß, kann man sie ja anwenden.
Gruß – Andrea