Himbeeren
Meditatives Gärtnern nennt es eine Freundin: Die Hände sind beschäftigt, man sieht, was man gearbeitet hat, der Kopf hat zwischendurch frei.
Mit Gartenschere und Handschuhe bestückt schneide ich die ersten verholzten Himbeerpflanzen heraus. Meine Eltern hatten einen Schrebergarten, der durch Himbeerhecken begrenzt war, köstlich! Nach dem Tod meines Vaters brachte mir meine Mutter Ableger mit. Damit fing es an.
Der Gedanke der Wiedergeburt beschäftigt meine Tochter, seitdem ihr dieses Thema in einem Kinderbuch begegnet ist. Ob der Opa vielleicht als Kirsche wiedergeboren wird oder als Biene? Biene wäre doof, denn wenn sie sticht … Als Kirsche wird man so schnell gegessen, das geht gar nicht. Vielleicht steckt in meinen Himbeeren etwas von meinem Vater. Eigensinnig genug wären sie, so, wie sie einfach ihre Ableger in das angrenzende Gemüsebeet ausbreiten. Rote Bete, Möhren und Spinat soll es dort geben. Aber ich lasse die Ableger. Wer will schon Rote Bete essen, wenn man Himbeeren naschen kann?
Was bleibt von einem Leben übrig, frage ich mich und schneide die Hölzer klein. Ist ein Leben als Himbeere erstrebenswert? Man wird mit anderen Früchtchen in Reihe gezogen, gegossen, trägt Früchte, wird im Herbst zurechtgestutzt, hat eine lange Winterpause und beginnt im Frühjahr von vorne. Vielleicht etwas weiter weg, wenn man es geschafft hat, seine Wurzeln auszubreiten und sesshaft zu werden. Zwischendurch lässt man sich die Sonne auf die Blätter scheinen, beobachtet Bienen und kann nichts gegen knabbernde Nacktschnecken tun. Hm, ein nächstes Leben als Himbeerpflanze? Andererseits, es gibt schlimmere Schicksale: Brennnesseln, Zecken …
Liebe Andrea,
was für eine schöne Gedankenspielerei. Im nächsten Leben wäre ich gerne ein Tier, das fliegen kann: Insekt oder Vogel? Mal sehn :-)
Grüße
Livia
Vogel ist schön, so ganz bin ich mit den Himbeeren noch nicht grün ;-) Eine Schneeeule, ein Adler vielleicht?